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Kompetenznetz KOKON

Schlafstörungen

Beschreibung

Schlafstörungen sind Veränderungen des normalen Schlaf-Ablaufs, die als unangenehm empfunden werden. Sie treten als Störungen des Einschlafens auf, als unruhiger Schlaf mit häufigem Wachwerden oder als nächtliches Aufwachen und langes Wachliegen. Sie führen dazu, dass der Schlaf nicht erholsam ist und man sich tagsüber müde und abgeschlagen fühlt.

Ist der Schlaf über eine längere Zeit gestört, schränkt dies die Konzentrationsfähigkeit und das Erinnerungsvermögen ein und mindert alle Bereiche der Lebensqualität. Nicht erholsamer Schlaf kann die Schmerzwahrnehmung verstärken und die Entstehung depressiver Symptome begünstigen. Schlafstörungen können aufgrund körperlicher Ursachen (Schmerzen oder Hitzewallungen) und psychischer Faktoren (Ängste und Sorgen) entstehen.

Behandlung

Da die Ursachen für Schlafstörungen vielfältig sind, gilt es zunächst, die Auslöser für den nicht erholsamen Schlaf herauszufinden. Hierfür kann ein Gespräch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten helfen, auch um zu klären, ob Fachleute der Schlafmedizin aufgesucht werden sollten. Als erster Schritt zum Umgang mit Schlafstörungen empfehlen medizinische Leitlinien, die Gewohnheiten des Schlafens zu überprüfen und zu verbessern.

Weiterhin regen sie Entspannungsverfahren, regelmäßiges körperliches Training und verhaltenstherapeutische Techniken an, um einen gesunden Schlaf zu fördern. Schlaffördernde Medikamente können hilfreich sein, sollten aber nur für kurze Zeit angewendet und durch Fachleute verschrieben werden. Weiterführende Informationen finden Sie auch in der Leitlinie zu Schlafstörungen (2017) und in der Leitlinie zur Müdigkeit (2017).

Andauernde Schlafstörungen beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Lebensqualität stark. Betroffene Patientinnen und Patienten sollten die Beschwerden eventuell notwendige Untersuchungen und die Behandlungsmöglichkeiten mit dem Behandlungsteam besprechen.

Therapieverfahren der integrativen Onkologie

Zur Behandlung von Schlafstörungen können Verfahren aus der Integrativen Onkologie, z.B. pflanzliche Heilmittel oder traditionelle Behandlungsverfahren ergänzend eingesetzt werden. Zu einigen gibt es Ergebnisse aus klinischen Studien, zu anderen fundierte fachliche Erfahrung aus der Behandlungspraxis.

In klinischen Studien untersuchte Verfahren

Aromatherapie (ätherische Öltherapie) kann schlaffördernd wirken. Hierfür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien für die Aromatherapie und die Aromatherapiemassage. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) gibt allerdings aufgrund der geringen Anzahl an Studien keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Aromatherapie.

In der Aromatherapie werden ätherische Öle aus unterschiedlichen Pflanzen in Form von Massagen, Inhalationen oder Bädern angewandt. Sie kann entspannende Wirkung auf den Körper, das Nervensystem und den Gemütszustand haben und so auch den Schlaf fördern.

Die Aromatherapie-Massage wird von Therapeutinnen und Therapeuten (z.B. ausgebildete Masseurinnen und Masseure oder Pflegende) durchgeführt und kann wiederholt angewandt werden. Die Kosten für eine Sitzung (etwa 90 Minuten) liegen zwischen 40-75 Euro. Eine Selbstanwendung ist auch möglich. Die Aromatherapie gilt als relativ sicheres und nebenwirkungsarmes Verfahren. 

Ätherische Öle können in Apotheken oder Drogerien gekauft werden. Die Kosten variieren je nach Qualität des Öles. Während eines Klinikaufenthalts können Patientinnen und Patienten auch Angebote vor Ort erfragen. Einige Kliniken bieten Aromatherapie oder Aromatherapiemassagen kostenfrei oder kostengünstig an.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Aromatherapie

Autogenes Training kann helfen, den Schlaf zu fördern. Hierfür gibt es erste Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Die Leitlinie zur Psychoonkologie (2014) fasst Autogenes Training unter Entspannungsverfahren mit vielen anderen Verfahren zusammen und empfiehlt sie bei verschiedenen Symptomen (z.B. Angst) und bei begleitenden Schlafstörungen.

Im Rahmen einer Krebserkrankung können negative Gefühle, wie Angst und Sorgen, auftreten und den Schlaf beeinträchtigen. Mit Hilfe von autogenem Training lernen Anwenderinnen und Anwender, auf Gedanken, Gefühle und stressreiche Situationen ruhiger und gelassener zu reagieren und diese als weniger belastend zu empfinden, was den Schlaf positiv beeinflusst.

Das Verfahren gilt als sicher. Einmal erlernt, kann es jeder Zeit in Selbstanwendung durchgeführt werden. Autogenes Training wird im Rahmen eines Kurses in acht bis zehn Sitzungen (Einzel- oder Kleingruppensitzung) vermittelt.

Um das Verfahren zu erlernen, können Patientinnen und Patienten passende Angebote beim Behandlungsteam erfragen. Zudem können auch Bücher oder online-Angebote genutzt werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Autogenes Training

Baldrianwurzel wurde in klinischen Studien bei Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen und Schlafstörungen untersucht. Zusammenfassend gibt es einen Hinweis für eine fehlende Wirksamkeit von Baldrianwurzel. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) und die Leitlinie zu nicht erholsamen Schlaf (2017) geben aufgrund der geringen Anzahl an Studien keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Baldrianwurzel in diesem Zusammenhang.

In der traditionellen Medizin wird der „echte“ Baldrian (Valeriana officinalis) zur Behandlung u.a. von Unruhezuständen, Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen eingesetzt. Es wird vermutet, dass die beruhigende Wirkung von Baldrian durch das gesamte Stoffgemisch verursacht wird. Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch nicht bekannt. Zubereitungen aus der Wurzel von Baldrian gelten als sicher, da kaum unerwünschte Wirkungen bekannt sind.

Präparate mit Baldrianwurzel sind in Apotheken und Drogerien erhältlich, die Kosten sind gering. Patientinnen und Patienten können sich hierzu von den behandelnden Fachexperten beraten lassen.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Baldrian

Eine regelmäßige Lichttherapie kann helfen, die Schlafqualität und die Schlafdauer zu verbessern. Hierfür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. In den Leitlinien zur Komplementärmedizin (2021) oder Supportiven Therapie (2020) wird das Verfahren allerdings nicht erwähnt.

Bei einer Lichttherapie wird täglich für etwa 30 Minuten Licht (entsprechend dem Spektrum des Sonnenlichts) mittels einer speziellen Lichtquelle angewendet. Die Behandlung erfolgt über mehrere Wochen. Dabei muss auf die Verwendung eines zertifizierten Lichttherapiegerätes geachtet werden. Die Kosten dafür liegen zwischen 100-200 Euro. Es werden keine Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen beschrieben.

Das Verfahren kann selbst angewendet werden. Vor Beginn der Behandlung sollte Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Lichttherapie

Melatonin kann helfen, Schlafstörungen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verbessern. Hierzu gibt es Hinweise aus klinischen Studien.  Die Leitlinie Komplementärmedizin (2021) erwähnt Melatonin in diesem Zusammenhang nicht. Die Autoren der Leitlinie zu Schlafstörungen (2017) schlossen bei ihrer Bewertung nicht nur Studien bei Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen ein und empfehlen Melatonin „aufgrund von geringer Wirksamkeit nicht generell zur Behandlung von Schlafstörungen“.

Melatonin ist ein körpereigener Botenstoff, welcher in der Zirbeldrüse des Gehirns gebildet wird, und für einen guten Schlaf sorgt. Präparate mit Melatonin werden in Form von Kapseln oder Tabletten angeboten. Die Kosten sind gering.

Bei der Einnahme hoher Dosierungen können in sehr seltenen Fällen vorübergehend unerwünschte Wirkungen (z.B. Kopfschmerz oder Schwindelgefühle) auftreten. Patientinnen und Patienten mit epileptischen Anfällen oder erhöhter Krampfneigung sollten kein Melatonin einnehmen.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Melatonin

Progressive Muskelrelaxation (PMR) kann helfen, Schlafstörungen zu verbessern. Dafür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Aber die Anzahl vorhandener Studien ist gering, sodass keine gesicherte Aussage getroffen werden kann. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) erwähnt das Verfahren nicht.

PMR ist ein Verfahren, bei dem nacheinander verschiedene Muskelgruppen angespannt und wieder entspannt werden. Es hat eine ausgleichende Wirkung und wird daher zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt.

PMR kann von Angehörigen der Gesundheits-, Heil- und Pflegeberufe durchgeführt werden. Eine Sitzung im Rahmen eines Kurses dauert üblicherweise 60 Minuten und ist relativ kostengünstig. PMR gilt als sicheres Verfahren. Wenn eine psychiatrische Vorerkrankung besteht, sollte PMR nicht angewandt werden.

PMR kann in Gruppen- oder Einzelkursen erlernt und dann auch selbständig durchgeführt werden. Patientinnen und Patienten können Angebote beim Behandlungsteam erfragen. Ein selbständiges Erlernen des Verfahrens mit Hilfe von Büchern, CDs oder online-Tutorials ist auch möglich.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Progressive Muskelrelaxation

Qigong kann helfen, Schlafstörungen zu verbessern. Hierfür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Nach der Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) sollte Qigong zu Behandlung von Schlafstörungen angewandt werden. Sie empfiehlt das Verfahren in Kombination mit Tai Chi.

Qigong ist ein Verfahren aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Das „innere“ Qigong bezeichnet eine physische und psychische Trainingsmethode, mit welcher der Fluss der Lebensenergie (Qi) reguliert werden soll. Es hat eine ausgleichende und beruhigende Wirkung und kann den Schlaf positiv beeinflussen.

Zum Erlernen des „inneren“ Qigong bietet sich der Besuch eines Kurses mit mehreren Übungseinheiten an. Eine Einheit dauert zwischen 20 und 60 Minuten und wird von einer in Qigong erfahrenen Person begleitet. Danach kann das Verfahren sehr gut selbst praktiziert werden, idealerweise täglich. Zudem ist Qigong meist kostengünstig und kann während und nach einer Chemo- und/oder Strahlentherapie praktiziert werden.

Das „äußere“ Qigong bezeichnet eine Behandlung, bei welcher die Therapeutin/der Therapeut der Patientin/dem Patienten Energie zuführt, um Energieblockaden zu lösen. Sie wird 1-2 Mal wöchentlich durchgeführt und dauert pro Sitzung 30-60 Minuten. Die Kosten belaufen sich auf 55-110 Euro je Sitzung.

Für Qigong sind keine Nebenwirkungen, Kontraindikationen oder Wechselwirkungen bekannt.

Patientinnen und Patienten können passende Angebote beim Behandlungsteam erfragen. Wenn die Teilnahme an einem Kurs nicht möglich ist, können auch Bücher oder Online-Tutorials genutzt werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Qigong

Tai Chi kann, wenn es in Kombination mit Qigong angewandt wird, helfen, den Schlaf zu verbessern.  Hierzu gibt es Hinweise aus klinischen Studien. Nach der Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) sollte Tai Chi bei Schlafstörungen zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden.

Tai Chi ist eine Bewegungskunst, die Atemtechniken mit der Abfolge von langsamen, fließenden Bewegungen verbindet. Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) soll Tai Chi den Fluss der Lebensenergie regulieren, zur Entspannung beitragen und den Geist ruhig halten. Auf diese Weise wird der Schlaf positiv beeinflusst. Tai Chi gilt als sicher. Es werden keine unerwünschten Wirkungen und Wechselwirkungen beschrieben.

Allerdings sollten Patientinnen und Patienten, bei denen eine Herzerkrankung, Osteoporose oder eine Erkrankung des Bewegungsapparats besteht, vor Beginn des Trainings Rücksprache mit den behandelnden Fachexperten halten. Um die Grundtechniken richtig zu lernen, sollte man in einer Gruppe beginnen, die durch einen Meister oder Lehrer angeleitet wird. Ein Tai-Chi-Kurs dauert etwa 10-12 Wochen. Eine Unterrichtseinheit nimmt ca. 60 Minuten in Anspruch. Wenn das Verfahren einmal gelernt ist, kann es zu Hause als Teil der täglichen Praxis selbst ausgeführt werden.

Patientinnen und Patienten können entsprechende Angebote beim Behandlungsteam erfragen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Tai Chi

Yoga kann helfen, Schlafstörungen bei Brustkrebspatientinnen zu mindern. Hierfür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Ob die Ergebnisse auch auf andere Krebsarten übertragen werden können, ist derzeit unklar. Nach der Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) kann Yoga zur Behandlung von Schlafstörungen erwogen werden. Sie beschränkt jedoch ihre Empfehlung auf Brustkrebspatientinnen.

Eine Krebserkrankung geht mit vielen Belastungen für Betroffene einher. So können z.B. Ängste (z.B. die Angst vor einem Rezidiv) oder Stress den Schlaf negativ beeinflussen.

Den körperlichen Übungen und Meditations- und Atemübungen werden beruhigende und ausgleichende Wirkungen zugeschrieben. So kann im Inneren Abstand zu Ängsten gewonnen und der Schlaf positiv beeinflusst werden. Yoga ist mit etwas Geduld gut erlernbar und kann in den Alltag integriert werden.

Das Verfahren gilt als relativ sicher. Aber es ist wichtig, die Techniken richtig zu erlernen und sich nicht zu überschätzen. Bei falscher Ausführung können Muskeln und Gelenke überlastet und Nerven geschädigt werden. Nach einer Operation sollte die betroffene Körperregion geschont werden. Daher sollte vor Beginn der Ausübung von Yoga Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.

Yoga kann sowohl in Onlinekursen oder mit Hilfe von Büchern als auch vor Ort in Yogastudios, Volkshochschulen, Fitnessstudios oder bei anderen Anbietern erlernt werden. Die Krankenkassen übernehmen teilweise die Kosten.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Yoga

Bei der Akupressur können Sie selbst bestimmte Punkte am Körper massieren, die ansonsten in der Akupunktur verwendet werden. Je nach Punktkombination kann die Akupressur bei bestimmten Beschwerden helfen. Für Schlafstörungen haben sich die folgenden Punkte bewährt.

Verfahren aus der Behandlungspraxis

Aus langjährigen Behandlungserfahrungen gibt es weitere, mit wenig Aufwand umzusetzende Maßnahmen, die helfen können. Patientinnen und Patienten können hier selbst auswählen und probieren, was guttut und hilft.

Praktische Tipps und Informationen zum Weiterlesen

Patientenratgeber der deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (2021)

Schlaftagebuch Abend- und Morgenprotokoll für 2 Wochen der Charité Berlin

Dieser Beitrag wurde am veröffentlicht und zuletzt am 13. September 2023 aktualisiert.


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