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Kompetenznetz KOKON

Schlafstörungen (Insomnien)

# Einleitung

Menschen mit oder nach Krebserkrankungen haben etwa dreimal so häufig Schlafstörungen im Vergleich zur Normalbevölkerung. Die Amerikanische Fachgesellschaft für Schlafmedizin schlägt folgende Einteilung von Schlafstörungen vor (AASM 2005):

  • Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien)

  • Schlafbezogene Atemstörungen (z.B. OSAS)

  • Exzessive Schläfrigkeit (Hypersomnie)

  • Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (zirkadiane Schlafstörungen)

  • Störungen, die mit Schlaf, Schlaf Phasen oder partiellen Erregungen assoziiert sind (Parasomnien)

Nahezu alle diese Formen von Schlafstörungen führen dazu, dass die Betroffenen ihren Schlaf als nicht-erholsam empfinden. Vor Empfehlung einer Therapie sollte versucht werden, die Art der Schlafstörung zu diagnostizieren, ggf. mit Hilfe von Spezialisten, da sich die Behandlungen zum Teil stark unterscheiden. Die Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin hat in einer S3-Leitlinie Empfehlungen zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei Schlafstörungen veröffentlicht. Hier ist ein Link zu der Leitlinie im PDF: DGSM 2017

# Wissen aus klinischen Studien

Die Auswertung der klinischen Studien zu den einzelnen Verfahren ergibt folgendes Bild (Stand 2023): 

# Aussagen in deutschsprachigen Leitlinien

S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen (2017)

  • Als Basis sind Allgemeinmaßnahmen der Schlafhygiene (z.B. kein Koffeinkonsum nach Mittag) und der Stimuluskontrolle (z.B. Benutzen des Schlafzimmers nur für das Schlafen) sinnvoll.

  • Zusätzlich wird als zweiter Baustein die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnien (KVT-I) empfohlen, die auch bei Krebspatienten gut untersucht ist, der medikamentösen Therapie mindestens ebenbürtig ist und auch positive Effekte auf die Bereiche Fatigue, Depression und Ängstlichkeit aufweist.

  • Medikamentös zeigen sich auch Benzodiazepine (- und ähnlich wirkende Pharmaka) sowie niedrig potente Antipsychotika als effektiv, wobei die Leitlinie deren Einsatz nur akut und kurzfristig aufgrund der möglichen Nebenwirkungen und Abhängigkeit empfiehlt.

  • Die LL gibt keine weiteren Empfehlungen zu anderen Substanzen (z.B. Melatonin), Verfahren (z.B. Yoga, Akupunktur) oder Phytotherapeutika (z.B. Baldrian, Hopfenzahn).

S3-Leitlinie Komplementärmedizin bei onkologischen Patient*innen (2021)

Therapie

  • Die S3-LL Komplementärmedizin empfiehlt zur Therapie der Insomnie Tai Chi und Qi Gong. Auch Akupunktur, MBSR, Yoga sowie die anthroposophische Komplexbehandlung „können“ eingesetzt werden.

Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin bei nicht heilbaren Krebserkrankungen (2020)

Therapie

  • Laut S3-LL Palliativmedizin „können“ zur Therapie der Insomnie autogenes Training, progressive Muskelrelaxation, Lichttherapie tagsüber sowie Melatonin eingesetzt werden.