Angst, Traurigkeit und Depressivität sind normale Reaktionen auf die Konfrontation mit einer Diagnose der Tumorerkrankung ebenso wie bei dem Verlauf einer Tumorerkrankung. Typischerweise ist eine Angstreaktion z.B. nach Diagnose für 7 bis 10 Tage eine normale Reaktion. Allerdings kann sich eine Angstreaktion auch „verselbständigen" und persistieren, was zu einer zusätzlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen kann. Festgestellt wurde, dass Patienten, die drei Wochen nach Diagnose weiterhin unter Angst litten auch nach weiteren 6 Monaten diese Angst haben.
Angst
# Einleitung
# Wissen aus klinischen Studien
Die Auswertung der klinischen Studien zu den einzelnen Verfahren ergibt folgendes Bild (Stand 2023):
einen Beleg für die Wirksamkeit von Achtsamkeit (MBSR) bei verschiedenen Krebserkrankungen,
einen Hinweis für die Wirksamkeit von medizinischer Hypnotherapie
einen Anhaltspunkt für die Wirksamkeit von Progressive Muskelrelaxation
Hinweise für die Wirksamkeit von Musiktherapie
Kein klares Bild ergab sich aufgrund der widersprüchlichen bzw. nicht aussagekräftigen Daten für die Bioenergiefeld-Therapie (Reiki).
# Aussagen in deutschsprachigen Leitlinien
S3-Leitlinie Komplementärmedizin bei onkologischen Patienten November 2021):
Die LL spricht eine „kann“-Empfehlung zu Akupunktur, MBSR, Meditation und Yoga und eine „sollte nicht“-Empfehlung zu Bioenergiefeld-Therapien aus.
S3-Leitlinie Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten (August 2023)
Die S3-LL Psychoonkologie weist darauf hin, dass etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen unter Ängsten leiden. Diese richten sich vor allem auf das Wiederauftreten oder das Fortschreiten der Erkrankung.
Es ist dabei wichtig zu wissen, dass mehrere psychische Belastungen gleichzeitig vorliegen können, welche die Ratsuchenden insgesamt stark belasten, von denen aber jede Belastung für sich genommen unterschwellig sein kann (subsyndromal).
Unabhängig von der Art und dem Ausmaß der psychischen Belastung empfiehlt die LL Entspannungsverfahren, psychoedukative Interventionen, psychosoziale
Musiktherapie sollte Krebspatient*innen zur Reduktion von Angst, Depressivität, Stress und zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität angeboten werden.
Tanz- und Bewegungstherapie kann Krebspatient*innen zur Reduktion von Schmerz, Stress und Angst sowie zur Steigerung der Lebensqualität angeboten werden.
Kunsttherapie kann Krebspatient*innen zur Reduktion von Angst, Depressivität und Stress angeboten werden.
Eine konkret auf die Angst bezogene Behandlung „sollte interdisziplinär und multimodal erfolgen“.
Zur psychopharmakologischen Behandlung empfiehlt die LL “bei strengster Indikationsstellung insbesondere Benzodiazepine mit kurzer Wirkdauer, anxiolytisch wirksame Antidepressiva und andere Anxiolytika” einzusetzen und verweist darauf, dass “neben Yoga auch Massagen” sinnvoll zur Linderung von Ängsten eingesetzt werden können.
Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin bei nicht heilbaren Krebserkrankungen ( September 2020)
Die S3-LL Palliativmedizin regt für die Kommunikation in der palliativmedizinischen Versorgungssituation folgendes an: „Alle Berufsgruppen sollen Patienten empathisch begleiten und ernst nehmen und für Anzeichen von Angst sensibilisiert sein, sollen in ihrer Beziehungsgestaltung und Wortwahl und Haltung stützend und Vertrauen stärkend sein. Eine angstauslösende Kommunikation soll vermieden werden.”
Sie weist auch darauf hin, dass bei Unsicherheiten psychiatrische/psychotherapeutische Expertise hinzugezogen werden soll und dass es erforderlich ist, sich um Angst-verursachende Symptome vorrangig zu kümmern.
Medikamentöse Therapien sollen angeboten werden, „wenn nicht-medikamentöse Verfahren nicht möglich oder nicht erfolgreich“ waren.
S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Adenokarzinomsdes Magens und des gastroösophagealen Übergangs (2019)
Die S3-LL Adenokarzinom des Magens spricht eine „kann“-Empfehlung zu achtsamkeitsbasierten Therapien aus.