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Xerostomie

# Einleitung

Der Fachbegriff für Mundtrockenheit lautet "Xerostomie". Er setzt sich aus zwei Wortteilen zusammen, die beide dem Griechischen entstammen: "xeros" (= trocken) und "-stomie" (= Öffnung, Mund).

Xerostomie ist ein Feuchtigkeitsmangel der Mundschleimhaut aufgrund verminderter oder fehlender Speichelsekretion (Hyposalivation). Das Symptom kann im Rahmen einer Allgemein- oder Systemerkrankung auftreten oder ist arzneimittelinduziert . Bei onkologischen Patient*innen kann eine Xerostomie insbesondere als Folge einer Bestrahlung von Tumoren im Kopf-/ Hals-Bereich oder in Folge einer Radiojodtherapie mit Zerstörung der Mund- und Ohrspeicheldrüse auftreten.

Nicht selten ist die Xerostomie jedoch auch eine physiologische Alterserscheinung, die durch eine nachlassende Speichelsekretion bedingt ist. Als weitere Ursachen kommen in Frage:

  • Dehydratation.

  • Medikamente, wie Antihypertensiva, Anticholinergika (z.B. Atropin), trizyklische Antidepressiva, Antihistaminika, Amphetamine und Zytostatika, die von den Patient*innen allgemein eingenommen werden oder Begleitmedikation der Therapie sind.

  • Entzündungen oder Tumore der Speicheldrüsen, Sjögren-Syndrom, Heerfordt-Syndrom, Morbus Zagari, AIDS, Sepsis.

Eine Xerostomie kann das Sprechen und Schlucken, den Geschmack sowie insgesamt das Wohlbefinden und die körperliche Belastbarkeit erheblich beeinträchtigen. Darüber hinaus ist die Konsistenz des Speichels ein wichtiger Faktor für die Zahngesundheit und das Gesamtmilieu der Mundhöhle. Bei Chronifizierung drohen z.B. Pilzinfektionen (Candidose), Karies und Parodontitis.

# Wissen aus klinischen Studien

Stellungnahmen in der Wissensdatenbank (2023):

Die Wissensdatenbank hat keine weiteren Leitlinien, Übersichtsarbeiten oder Studien zu diesem Thema ausgewertet.

# Aussagen in deutschsprachigen Leitlinien

Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin bei nicht heilbaren Krebserkrankungen (2020)

Die S3-Leitlinie Palliativmedizin bezieht sich in ihrer Stellungnahme auf die Xerostomie in der Sterbephase. Viele Aspekte sind aber auch außerhalb dieser Phase anwendbar. Allgemein weist sie auf Aspekte hin, die zusätzlich die Mundtrockenheit verstärken können und ggf. angepasst werden können, wie die offene Mundatmung oder die Mundtrockenheit als häufige Nebenwirkung von Medikamenten hin (Opioide, Antiemetika, Trizyklische Antidepressiva, Antipsychotika).

Therapie

  • Empfehlung, dass zur symptomatischen Therapie in der Sterbephase bei belastender Mundtrockenheit die „Mundschleimhaut und die Lippen regelmäßig und dem Bedürfnis des Sterbenden angepasst“ mit Mundpflege-Applikatoren (Schaumstoff, Watteträger, Gazetupfer) „befeuchtet werden“. Hierzu „sollten geeignete Substanzen verwendet werden, die den Gewohnheiten und Vorlieben des Sterben-den entsprechen und der Herstellung von Wohlbefinden dienen“.

  • Sie schreibt auch, dass „die klinische Erfahrung zeigt, dass gekühlte/gefrorene Getränke, Obststücke (Ananas) oder Speiseeis von Patienten bevorzugt werden.“

  • „Bereits die Lippenbefeuchtung zu einem signifikant reduzierten Gefühl von Mundtrockenheit führte“

  • „die klinische Erfahrung zeigt, dass eine parenterale Rehydration die subjektiv empfundene Mundtrockenheit nicht verbessert, und daher nicht indiziert ist.“

  • Demgegenüber berichtet die Leitlinie über eine kleine randomisierte Studie (nicht für die Sterbephase), die sowohl für Speichelesatzspray (4x täglich und bei Bedarf) sowie für zucker-freies Kaugummi (4x täglich 10min und bei Bedarf) eine deutliche Reduktion der Symptome zeigte und einer weiteren Studie, die zeigen konnte, dass bei Patienten mit medikamenteninduzierter Mundtrockenheit von Olivenöl-Spray profitieren, spricht aber hier keine Empfehlungen aus.

S3-Leitlinie supportive Therapie bei onkologischen Patienten (2020)

Die S3-LL supportive Therapie bezieht sich in ihrer Stellungnahme auf die radiogene Xerostsomie.

Prophylaxe

  • Sie empfiehlt zur Prophylaxe die Reduktion der Strahlendosis an den Speicheldrüsen durch geeignete Bestrahlungstechniken (z.B. IMRT), spricht eine „kann“-Empfehlung zur vorherigen operativen Verlagerung der Gl. submandibularis bei geeigneten Patienten,

Therapie

  • Aussprechen für den Einsatz von Amifostin i.v. oder s.c. und für den Einsatz der Akupunktur.

  • Pilocarpin „sollte nicht“ eingesetzt werden

  • zum Einsatz von Selen und Bethanechol gibt sie „keine Empfehlung“.

  • Zur Therapie der radiogenen Xerostomie empfiehlt sie den Einsatz von Pilocarpin, eine „kann-Empfehlung“ zu Speichelersatzmittel und Akupunktur, „keine Empfehlung“ zum Einsatz der hyperbaren Oxygenierung.

S3-Leitlinie Komplementärmedizin bei onkologischen Patienten (2021)

Therapie

  • Die S3-LL Komplementärmedizin spricht eine „kann Empfehlung“ zur Akupunktur während und nach Radio-/Chemotherapie aus, eine „sollte nicht“-Empfehlung für eine Kombination von Vitamin C und Vitamin E bei der radiogenen Xerostomie und „keine Empfehlung“ zu oraler Zinksubstitution.