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Kompetenznetz KOKON

Lymphödem

# Einleitung

Bei einem Lymphstau sammelt sich aufgrund von Veränderungen am Lymphsystem eiweißhaltige Lymphflüssigkeit im Gewebe. Diese Art von Schwellung wird auch als Lymphödem bezeichnet. Durch eine Lymphangiosis carcinomatosa, ein Tumorbefall der Lymphgefäße, durch Operationen, Lymphknotenentfernungen und Bestrahlungen kann der Lymphabfluss bei onkologischen Pati-ent*innen massiv behindert werden. Bevorzugte Lokalisationen sind die Arme (20% nach axillärer Lymphknotenentfernung), der Kopf-Hals-Bereich (nach Neck Dissection) und die Beine (nach Unterleibsoperationen mit Lymphnodektomie).

Benigne Ursachen sind z.B. chronisch venöse Insuffizienz, Infektionen und postinfektöse Komplikationen sowie Adipositas; selten genetische Syndrome. Abzugrenzen ist das Lymphödem von anderen Ödemen, deren Ursachen kardial, nephrogen, hepatisch, endokrin, medikamentös, infektiös, onkotisch etc. sein können. Lymphödematöses Gewebe begünstigt Entzündungsprozesse (z.B. Erysipel) und führt im Verlauf zu bleibenden Gewebsveränderungen und sollte deshalb immer abgeklärt und behandelt werden.

Es werden vier verschiedene Stadien eines Lymphödems unterschieden

  • (0) Latenzstadium ohne sicht- und tastbare Schwellung,

  • (1) Lymphödem mit weicher Schwellung,

  • (2) Lymphödem mit Gewebsveränderung,

  • (3) Lymphödem mit ausgeprägter Schwellung und verhärtetem Gewebe.

# Aussagen in deutschsprachigen Leitlinien

S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Lymphödeme (2017)

Prävention

  • Möglichst Lymph-Drainagesystem-schonendes onkologisches Management sowie die Aufklärung der Patient*innen über Risiken und die möglichen Verläufe.

  • Körperliche Aktivität und Sport, die „zumindest in der Anfangsphase professionell begleitet und an den individuellen Trainingszustand angepasst“ sein sollte.

  • Eine manuelle Lymphdrainage in den ersten Tagen nach einer Lymphdrainage-system-beeinflussenden Intervention kann erfolgen

  • Für eine lymphologische Kompressionsmaßnahme oder zur komplexen physikalischen Entstauungstherapie wird keine Empfehlung ausgesprochen.

  • Apparative intermittierende Kompressionstherapien (AIK) „sollten nicht“ erfolgen.

Diagnostik

  • Strukturierte Basisdiagnostik (Anamnese, Inspektion, Palpation) die "ausreichend Sicherheit für die Diagnosestellung bietet, wenn keine relevanten Komorbiditäten vorliegen und sich das Lymphödem in einem fortgeschrittenen Stadium (ab Stadium 2) befindet".

  • Weiterführende Diagnostik , wenn die Basisdiagnostik nicht ausreicht (z.B. für Stadium 1 die Sonographie, Funktionslymphszinthigraphie, Fluoreszenz Mikrolymphographie, für das Stadium 2 und 3 z.B. Computertomorgraphie oder MRT.

Konservative Therapie

  • Standard ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) bestehend aus: Hautpflege/Hautsanierung, manueller Lymphdrainage und ggf. additiven manuellen Techniken, Kompressionstherapie mit mehrlagigen, komprimierenden Wechselverbänden und/oder lymphologischer Kompressionsstrumpf-Versorgung, Entstauungs-fördernde Sport-/Bewegungstherapien sowie Aufklärung und Schulung zur individuellen Selbsttherapie.

Operative Therapien

  • Nach mindestens 6-monatiger ambulanter oder stationärer KPE Phase I und II und unzureichender Wirkung, sollten operative Therapien angeboten werden. Diese sind zum einen rekonstruktive Verfahren wie die mikrochirurgisch autogene Lymphgefäßtransplantation und Lympho-venöse Anastomosen und zum anderen Resektionsverfahren wie z.B. Liposuktion oder Gewebsresektionen.

S3-LL Komplementärmedizin bei onkologischen Patienten (2021)

Konservative Therapie

  • Die S3-LL Komplementärmedizin gibt aufgrund von Fehlen ausreichender Daten keine Empfehlung zu Yoga.