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Kompetenznetz KOKON

Depression

Beschreibung

Nach einer Krebsdiagnose und während der Behandlung können Phasen mit negativen Gefühlen wie Niedergeschlagenheit und Traurigkeit auftreten. Das sind normale seelische Reaktionen und nicht zwingend Anzeichen einer Depression. Aber es kann daraus eine Depression entstehen. Wichtige Anzeichen (Hauptsymptome) sind eine gedrückte, depressive Stimmung, Interessenverlust und Freudlosigkeit, sowie ein verminderter Antrieb.

Bestehen mindestens zwei Hauptsymptome über einen längeren Zeitraum (mindestens zwei Wochen) und unabhängig von (positiven) Lebensumständen, ist es ratsam, sich an die behandelnden Fachexpertinnen und Fachexperten zu wenden.   Zudem gibt es weitere Anzeichen (Nebensymptome), wie verminderte Konzentration, vermindertes Selbstwertgefühl, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, aber auch Schlafstörungen, Appetitstörungen und Gedanken an den Tod, die auf eine Depression hinweisen können.

Je nach Grad der Intensität und Anzahl der auftretenden Anzeichen werden depressive Episoden als leicht, mittelgradig oder schwer eingestuft. Depressionen können seelische, aber auch körperliche Ursachen haben. Depressive Symptome können zum Beispiel als unerwünschte Wirkung nach einer Krebstherapie wie einer Bestrahlung im Kopfbereich oder der Anwendung bestimmter antihormoneller Therapien auftreten. Weitere Informationen dazu sind in der Patientenleitlinie zur Psychoonkologie (2023) zu finden. 

Behandlung

Um Depressionen fachkundig zu diagnostizieren und zu behandeln, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit durch Ärzte, Psychologen, Psychoonkologen und Psychiatern erforderlich. Die Leitlinie zur Psychoonkologie (2023) richtet sich bei der Empfehlung zur Behandlung nach dem Schweregrad der Depression. Bei einer mittelgradigen Depression soll eine medikamentöse Behandlung oder eine Psychotherapie angeboten werden.

Zur Behandlung einer schweren Depression soll eine medikamentöse Behandlung und eine Psychotherapie angeboten werden. Vor dem Hintergrund einer Krebserkrankung, bei deren Behandlung bereits Medikamente zum Einsatz kommen, ist es wichtig, vor Beginn der Behandlung einer Depression mögliche Wechselwirkungen und unerwünschte Wirkungen der Medikamente abzuklären.

Darüber hinaus sollte nach der Leitlinie Psychoonkologie (2023) Musiktherapie und kann Kunsttherapie zur Reduktion Depressivität angeboten werden.

Weitere Informationen dazu sind in der Patientenleitlinie zur Psychoonkologie (2023) zu finden. 

Es ist wichtig, offen mit den Fachleuten über auftretende Anzeichen zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn eine Depression kann eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen und es ist schwer, unter einer solchen Belastung allein einen Weg zur Besserung der Situation zu finden.

Therapieverfahren der integrativen Onkologie

Zur Behandlung einer Depression können Verfahren aus der integrativen Onkologie, z.B. traditionelle Behandlungsverfahren oder pflanzliche Heilmittel ergänzend eingesetzt werden. Zu einigen gibt es Ergebnisse aus klinischen Studien, zu anderen fundierte fachliche Erfahrung aus der Behandlungspraxis.

In klinischen Studien untersuchte Verfahren

Achtsamkeitsbasierte Verfahren, wie die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness Based Stress Reduction, MBSR) oder die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (Mindfullnes Based Cognitive Therapy, MBCT), werden im Rahmen der Krebstherapie zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt. In klinischen Studien zeigte sich, dass achtsamkeitsbasierte Verfahren kurz- und wahrscheinlich auch mittelfristige positive Wirkungen auf depressive Symptome bei Brustkrebspatientinnen haben. Nach der Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) kann die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) zur Behandlung von Depressivität bei Krebspatientinnen und -patienten eingesetzt werden.

Achtsamkeitsbasierte Verfahren beinhalten unter anderem Atemübungen, Meditationsübungen (z.B. Sitzmeditation, Gehmeditation) und Körperübungen (z.B. Hatha Yoga). Man schreibt ihnen ausgleichende und stressregulierende Wirkungen zu.

Das Kernelement des Verfahrens ist die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit, absichtsvoll und nicht wertend, auf den gegenwärtigen Moment. Die Vorgehensweise ist leicht zu erlernen und lässt sich in den Alltag integrieren, so dass es bei wieder auftretenden Situationen erneut hilfreich angewendet werden kann. Achtsamkeitsbasierte Verfahren gelten als sicher.

Um diese Verfahren zu erlernen, können Patientinnen und Patienten sowohl in der Klinik als auch zu Hause passende Angebote (z.B. Kurse) bei ihrem Behandlungsteam erfragen. Wenn die Teilnahme an einem Gruppenangebot nicht möglich ist, können auch Online- Angebote oder Bücher genutzt werden. 

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Achtsamkeitsbasierte Verfahren

Es gibt Anhaltspunkte aus klinischen Studien, dass Aromatherapie helfen kann, depressive Symptome bei Krebspatientinnen und -patienten kurzzeitig zu lindern. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) erwähnt die Aromatherapie in dem Zusammenhang nicht.

In der Aromatherapie werden ätherische Öle aus unterschiedlichen Pflanzen in Form von Massagen, Inhalationen oder Bädern angewandt. Sie soll entspannende Wirkungen auf den Körper, das Nervensystem und den Gemütszustand haben und so auch depressive Symptome positiv beeinflussen.

Die Aromatherapie wird von Therapeutinnen und Therapeuten (z.B. ausgebildete Masseure oder Pflegende) durchgeführt und kann wiederholt angewandt werden. Die Kosten für eine Sitzung (etwa 90 Minuten) liegen zwischen 40-75 Euro. Eine Selbstanwendung ist aber auch möglich. Die Aromatherapie gilt als relativ sicheres und nebenwirkungsarmes Verfahren. 

Ätherische Öle können in Apotheken oder Drogerien gekauft werden. Die Kosten variieren je nach Qualität des Öles. Während eines Klinikaufenthalts können Patientinnen und Patienten auch Angebote vor Ort erfragen. Einige Kliniken bieten Aromatherapie oder Aromatherapiemassagen kostenfrei oder kostengünstig an.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Aromatherapie.

Autogenes Training kann helfen, depressive Symptome zu mindern. Hierzu gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien.  Die Leitlinie zur Psychoonkologie (2014) fasst Autogenes Training unter „Entspannungsverfahren“ mit vielen anderen Verfahren zusammen. Nach der Leitlinie sollen Entspannungsverfahren unabhängig vom Belastungsgrad Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen angeboten werden.

Autogenes Training beinhaltet verschiedene geistige Übungen. Anwenderinnen und Anwender sollen dabei lernen, stressreichen Situationen ruhiger und gelassener zu begegnen und diese als weniger belastend zu empfinden.

Das Verfahren gilt als sicher. Autogenes Training wird im Rahmen eines Kurses in acht bis zehn Sitzungen (Einzel- oder Kleingruppensitzung) vermittelt. Einmal erlernt, kann es jeder Zeit in Selbstanwendung durchgeführt werden.

Patientinnen und Patienten können passende Angebote beim Behandlungsteam erfragen. Zudem können auch Bücher oder Online-Angebote genutzt werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Autogenes Training

Musiktherapie kann helfen, depressive Beschwerden zu lindern. Hierfür gibt es Hinweise aus klinischen Studien.Die Leitlinien zur Komplementärmedizin (2021) gibt aufgrund der geringen Anzahl klinischer Studien keine Empfehlung für oder gegen Musiktherapie. Laut Leitlinie zur Psychoonkologie (2023) "sollte" bei Krebspatient*innen Musiktherapie "zur Reduktion von Angst, Depressivität, Stress und zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität angeboten werden."

Die Musiktherapie gilt als ein anerkanntes Therapieverfahren, das unterschiedliche Elemente wie das Spielen von Instrumenten, Singen, Komponieren und weitere Aspekte des Musizierens beinhaltet. Musik zu machen ist ein kreativer Prozess, der mit Stimmungsaufhellung und Sinnstiftung in Verbindung gebracht wird.

In Zeiten von negativem Stress kann Musik Trost spenden und zu einem Zustand des inneren Friedens führen. Zusätzlich können in Musiktherapie-Gruppen und bei gemeinsamem Musizieren Gefühle wie Einsamkeit und Hilflosigkeit besser verarbeitet werden. Musiktherapie ist auf die individuellen Bedürfnisse und musikalischen Präferenzen der behandelten Personen zugeschnitten.

Die durchschnittliche Behandlungsdauer liegt bei 30 bis 45 Minuten. Die Kosten hängen davon ab, in welchem Rahmen die Therapie erfolgt. In einigen Versorgungseinrichtungen werden Musiktherapie-Sitzungen nicht zusätzlich berechnet.

Patientinnen und Patienten können Anbieter über die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft finden oder sich bei ihrem Behandlungsteam erkundigen.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Musiktherapie.

Progressive Muskelrelaxation (PMR) kann dazu beitragen, die im Zuge einer Krebserkrankung und deren Behandlung auftretenden Ängste zu mindern. Eine Reihe von klinischen Studien liefern Anhaltspunkte für die Wirksamkeit des Verfahrens zur Angstreduktion, auch wenn die Ergebnisse mit großer Unsicherheit behaftet sind. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) erwähnt PMR nicht. 

Eine Krebserkrankung und deren Behandlung geht häufig mit Ängsten einher.  Dabei kommt es zu einer Steigerung des aktivierenden Nervensystems (Sympathikus) und der vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin und Noradrenalin).

Durch Anspannung und Entspannung verschiedener Muskelgruppen des Körpers kann die Aktivität dieses Nervensystems auf ein angemessenes Niveau herunterreguliert werden. Dabei können Anspannungen und Ängste abgebaut werden. Progressive Muskelrelaxation ist leicht zu erlernen und kann dann selbst angewandt werden. PMR gilt als sicher.

Sicherheitsbedenken existieren lediglich in Bezug auf die Anwendung von PMR bei Patienten und Patientinnen mit einer psychiatrischen Vorerkrankung. 

Patientinnen und Patienten können sich sowohl in den Kliniken, als auch ambulant bei ihrem Behandlungsteam über passende Angebote informieren und diese erlernen. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Anleitungen zum Selbstlernen und Anwenden z.B. auf Videoplattformen.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Progressive Muskelrelaxation

Tai Chi kann, wenn es in Kombination mit Qigong angewandt wird, depressive Symptome mindern. Hierzu gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien.  Daher kann Tai Chi nach der Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) zur Behandlung depressiver Symptome und zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden.

Tai Chi ist eine Bewegungskunst, die Atemtechniken mit der Abfolge von langsamen, fließenden Bewegungen verbindet. Nach der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) soll Tai Chi den Fluss der Lebensenergie regulieren, zur Entspannung beitragen und den Geist ruhig und konzentriert halten. Die Beweglichkeit, die Ausdauer, das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem werden durch die körperlichen Übungen gestärkt.

Tai Chi gilt als sicher. Es werden keine unerwünschten Wirkungen und Wechselwirkungen beschrieben. Allerdings sollten Patientinnen und Patienten, bei denen eine Herzerkrankung, Osteoporose oder eine Erkrankung des Bewegungsapparats besteht, vor Beginn des Trainings Rücksprache mit dem Behandlungsteam halten. Um die Grundtechniken richtig zu lernen, sollte man in einer Gruppe beginnen, die durch einen Meister oder Lehrer angeleitet wird.

Ein Tai Chi-Kurs dauert etwa 10-12 Wochen. Eine Unterrichtseinheit nimmt ca. 60 Minuten in Anspruch. Wenn das Verfahren einmal gelernt ist, kann es zu Hause als Teil der täglichen Praxis selbst ausgeführt werden.

Patientinnen und Patienten können entsprechende Angebote beim Behandlungsteam erfragen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Tai Chi

Yoga kann helfen, depressive Symptome zu mindern. Hierfür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) beschränkt allerdings ihre Empfehlung auf Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs.

Während einer Krebserkrankung treten häufig depressive Beschwerden auf. Yoga-Übungen werden ausgleichende Wirkungen zugeschrieben. So kann die Ausübung von körperlichen und geistigen Yoga-Übungen helfen, Stress-Hormone abzubauen und die Aktivität des Stress-auslösenden-Nervensystems (Sympathikus) zu reduzieren und zugleich den Kreislauf anzuregen und Antrieb zu gewinnen. Die Übungen sind mit etwas Geduld gut erlernbar und können in den Alltag integriert werden.

Sicherheitsbedenken gibt es wenige. Es ist wichtig, die Techniken richtig zu erlernen und sich nicht zu überschätzen. Bei falscher Ausführung können Muskeln und Gelenke überlastet und Nerven geschädigt werden. Operierte Körperregionen sind zu schonen. Daher sollte vor Beginn Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.

Yoga kann sowohl in Online Kursen oder mittels Bücher, als auch vor Ort in Yoga Studios, Volkshochschulen, Fitnessstudios oder bei anderen Anbietern erlernt werden. Krankenkassen übernehmen teilweise die Kosten.

 Weiterführende Informationen finden Sie hier: Yoga

Verfahren aus der Behandlungspraxis 

Derzeit sind keine Daten aus der Behandlungspraxis verfügbar.

Praktische Tipps und Informationen zum Weiterlesen

Patientenleitlinie zur Psychoonkologie (2023)

Dieser Beitrag wurde am veröffentlicht und zuletzt am 10. September 2023 aktualisiert.


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