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Kompetenznetz KOKON

Diarrhoe

# Einleitung

Diarrhoe kann spezifisch, eigenständig, aber auch als Symptom bei anderen Erkrankungen auftreten. Häufig tritt die Diarrhoe jedoch als Nebenwirkung einer systemischen Tumor- und/ oder Strahlentherapien des Abdomens/ Beckens bei onkologischen Patient*innen auf, wobei durch die Schädigung der Darmschleimhautzellen nur noch unzureichend Flüssigkeit aus dem Nahrungsbrei aufgenommen werden kann und vermehrt Flüssigkeit in den Darm abgegeben wird. Dabei unterscheidet man eine osmotische, sekretorische, infektiöse und toxische Genese, die jeweils eine andere Therapie erfordern. Diarrhoe kann bei unzureichender enteraler/ parenteraler Flüssigkeitssubstitution bis zur lebensbedrohlichen Situation führen. Auch motilitätsfördernde Begleitmedikamente wie MCP können Diarrhoen auslösen.

Von Diarrhoe wird gesprochen, wenn ein Erwachsener mehr als dreimal täglich vermehrten und/ oder wässrig-dünnen Stuhl hat. Begleitsymptome können dabei Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe sein. Aufgrund des Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes können zudem Schwindel und Kreislaufprobleme auftreten. Dies ist auch bei Patient*innen mit einem Ileostoma oder einem Kurzdarmsyndrom zu beachten, die oft physiologischerweise flüssigeren Stuhlgang haben. Warnsymptome einer komplizierten, therapieassoziierten Diarrhoe, die eine stationäre Therapie erfordert, sind das Auftreten von Krämpfen, Übelkeit/ Erbrechen, Fieber, Elektrolytentgleisungen oder Dehydratation. Dauerhafte Diarrhoe reizt außerdem die Haut im Analbereich.

# Wissen aus klinischen Studien

Stellungnahmen in der Wissensdatenbank (2023):

Die Wissensdatenbank hat keine weiteren Leitlinien, Übersichtsarbeiten oder Studien zu diesem Thema ausgewertet.

# Aussagen in deutschsprachigen Leitlinien

S3-LL Supportive Therapie bei onkologischen Patienten (2020)

Prophylaxe:

  • Die S3-LL Supportive Therapie sieht bei keinem der therapeutischen Ansätze einen belegbaren Nutzen und spricht daher keine Empfehlung aus. Sie erinnert jedoch daran, dass vor der Therapie mit Irinotecan und 5-FU an Polymorphismen der biotransformierenden Enzyme gedacht werden sollte, deren Vorliegen zu einer pharmakokinetisch bedingten, erhöhten Toxizität führen kann.

  • Zur Prophylaxe der akuten radiogenen Enteritis spricht sie eine „sollte nicht“ Empfehlung zu 5-ASA, Cholestyramin, Glutamin und Octreotid aus, sowie eine „kann“ Empfehlung für Sulfalazin (off-label) und Amifostin s.c.

Therapie:

  • Die S3-LL Supportive Therapie weist zunächst auf die Notwendigkeit hin, vor der Therapie die Ursache der Diarrhoe zu klären.

  • Für die Therapie der unkomplizierten Diarrhoe (Grad I und II nach CTCAE) empfiehlt die LL die Gabe von Loperamid.

  • Bei mittel- bis schwergradiger Diarrhoe regt sie an, zusätzlich eine Behandlung mit Octreotid zu erwägen (letzteres ist außerhalb der Zulassung, „off-label“).

  • Bei therapierefraktären Diarrhoen empfiehlt sie einen Behandlungsversuch mit Codein, oder Budesonid, oder Raceadortril, oder oralen Aminoglykosiden, oder Tinctura opii.

  • Zur Therapie der akuten radiogenen Enteritis empfiehlt die S3-LL Supportive Therapie Loperamid, bei Therapieversagen „kann“ Tinctura opii, bei erneutem Therapieversagen „kann“ Octreotid verwendet werden.

S3-LL Diagnostik und Therapie des Adenokarzinoms des Magens und des gastroösophagealen Übergangs (2019)

  • S3-LL Adenokarzinom des Magens hält einen Einsatz von Probiotika für möglich, weist aber darauf hin, dass es bei Immunsuppression zu Bakteriämie und Sepsis durch die probiotischen Keime kommen kann.