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Yoga

Hintergrund

Yoga ist seit sehr langer Zeit fester Bestandteil der spirituellen Praxis des indischen Subkontinents. Das ursprüngliche Ziel der Yogapraxis war es die Integration von Körper, Verstand und Geist sowie die Entwicklung von Freude und Wohlbefinden zu fördern.

Klassisches Yoga umfasst Weisungen zu ethischem Verhalten (Yama), Übungen zur Selbstdisziplin und Kontrolle des Atems (Niyama, Pranayama), Wahrnehmung des Innenraumes und Disziplin über die Sinne (Pratyahara), Konzentrationsübungen (Dharana), Meditationen (Dhyana, Samadhi) und körperliche Haltungsübungen (Asana).

In westlichen Yogaschulen wird der Schwerpunkt der Lehre meist v.a. auf Yogahaltungen und ggf. auf Atem- und Meditationsübungen gesetzt. Das moderne, westliche Yoga (adaptiertes Hatha Yoga) spiegelt somit den Wunsch nach Verbesserung der körperlichen Fitness, der allgemeinen Gesundheit und dem individuellen Stressmanagement in der Bevölkerung wider.

Bei Yoga mit Kindern sollte allgemein der Fokus weniger auf der präzisen Ausübung von Körperhaltungen, sondern primär auf der Kultivierung von Selbstakzeptanz, Urteilsfreiheit liegen. Während der Sitzungen sollten die Kinder daran erinnert werden, dass Yoga nicht als kompetitive sportliche Übungen, sondern als angenehme Körperbewegungen auszuüben sind.

Als ein Wirkmechanismus von Yogainterventionen wird der Einfluss auf das vegetative Nervensystem diskutiert. In diesem Zusammenhang wird das Frequenzausmaß der Herzratenvariabilität (HRV) in der Forschung als Ausdruck der Wechselwirkung zwischen sympathischen und parasympathischen Einflüssen des VN angesehen.

In den klinischen Studien zur Durchführbarkeit von Yogainterventionen bei Erwachsenen und Kindern mit malignen Erkrankungen zeigten sich in den meisten Studien geringe Abbruchquoten. In den meisten Fällen wurde Yoga gut angenommen und auch in Eigenregie mit Filmmaterial zu Hause weitergeübt.

Eine umfangreiche Auflistung von Yogalehrer –und Lehrerinnen findet sich auf der Homepage des deutschen Yoga-Berufsverbandes unter: www.yoga.de/yoga-lehrerin-finden/.

Hier kann auch speziell nach Angeboten für Kinder und Jugendliche gesucht werden. Es ist hervorzuheben, dass „Yogalehrer" keine geschützte Berufsbezeichnung in Deutschland ist.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Fatigue (X): Es gibt Hinweise aus klinischen Studien, dass Yoga zur Minderung von Fatiguesymptomen auch bei Kindern und Jugendlichen beitragen kann

  • Lebensqualität (X): Es gibt Anhaltspunkte aus klinischen Studien, dass Yoga zur Verbesserung der Lebensqualität auch bei Kindern und Jugendlichen beitragen kann

  • Depressivität und Angst: Es gibt Anhaltspunkte aus klinischen Studien, dass Yoga zur Minderung von Depressivität und Angst beitragen kann

  • Schlafstörungen: Es gibt Anhaltspunkte aus klinischen Studien, dass Yoga zur Verbesserung von Schlafstörungen beitragen kann

  • Schmerzen: Es gibt keine klaren Anhaltspunkte aus klinischen Studien, dass Yoga zur Verbesserung von Schmerzen beitragen kann

Diese Informationen sind der Monografie zu Yoga entnommen, in der sich eine genaue Darstellung und Bewertung der Ergebnisse der ausgewerteten Studien findet, sie ist in englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer verfügbar.

Aussagen in Leitlinien

Die S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) spricht für die Anwendung von Yoga zur Minderung von Fatiguesymptomen eine „sollte"-Empfehlung aus und für die Anwendung zur Verbesserung der Lebensqualität, zur Minderung von Schlafstörungen, Depressivität, Angst und menopausalen Beschwerden sowie zu kognitiven Beeinträchtigungen jeweils „kann"-Empfehlungen aus.

Sicherheit

In klinischen Studien werden nur wenige unerwünschte Ereignisse gemeldet, und schwerwiegende unerwünschte Wirkungen scheinen sehr selten zu sein. Die Gesamtzahl der Verletzungen ist mit der anderer Übungen vergleichbar. Unerwünschte Wirkungen werden insbesondere mit Handstand, Schulter- und Kopfstand sowie mit unbeaufsichtigter Yogaanwendung in Verbindung gebracht. Einzelfallberichte über schwerwiegende unerwünschte Ereignisse deuten darauf hin, dass diese möglich sind, insbesondere wenn bestimmte Praktiken zu aggressiv angewandt werden oder bei Personen mit bestimmten Risikofaktoren oder Vorerkrankungen.

In einer kanadischen Studie wurde die Häufigkeit und Art von Verletzungen untersucht, die bei gesunden Kindern und Erwachsenen bei der Ausübung von Yogahaltung auftraten. Zwischen 1991 und 2010 konnten insgesamt 66 dokumentierte Fälle zusammengetragen werden, von denen 48% der Fälle (n=32) auf Kinder und Jugendliche entfielen. Häufige Verletzungen bei unter 18jährigen waren Verstauchungen (n=12), Weichteilverletzungen (n=7) und Knochenfrakturen bzw. Dislokationen (n=4), die vor allem an den Extremitäten lokalisiert waren. Allerdings war eine medizinische Behandlung bei den verletzten Kindern und Jugendlichen signifikant seltener notwendig als bei Erwachsenen.

Ossäre Metastasen, welche mit der Gefahr von pathologischen Frakturen, stellen eine Kontraindikation für das Ausüben von Yogahaltungen dar.

Literatur

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