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Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa)

Hintergrund

Die Traubensilberkerze (Actaea racemosa, Cimicifuga racemosa) ist eine aus dem östlichen Nordamerika stammende Heilpflanze, die zur Familie der Ranunculaceae  gehört.

Der Wurzelstock der Traubensilberkerze wird vor allem bei klimakterischen Beschwerden wie z. B. Hitzewallungen eingesetzt.

Da Frauen mit einer Brustkrebserkrankung häufig unter therapiebedingten klimakterischen Beschwerden leiden, ist diese Heilpflanze von Interesse.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnissen aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Klimakterische Beschwerden: In offenen oder unkontrollierten Studien waren in den Gruppen, die Präparate aus Traubensilberkerze erhalten hatten, Hitzewallungen und klimakterische Beschwerden deutlich reduziert. Diese positiven Wirkungen unterschieden sich in den RCT allerdings nicht von denen in den Placebogruppen. Die Ergebnisse ergeben damit zusammengefasst einen Hinweis, dass Präparate aus Traubensilberkerze bei klimakterischen Beschwerden keine Wirksamkeit aufweisen, die über eine Placebo-Wirkung hinausgehen.

Zur Traubensilberkerze gibt es eine Monografie, in der sich eine genaue Darstellung und Bewertung der Ergebnisse der ausgewerteten Studien findet, die in englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer verfügbar ist.

Trotz der uneinheitlichen Studienlage sind Extrakte aus Cimicifuga racemosa für die Indikation Wechseljahresbeschwerden in Deutschland und in der Schweiz als Arzneimittel zugelassen. Angesichts der guten Verträglichkeit und der geprüften Sicherheit bei Brustkrebserkrankungen sowie der geringen Akzeptanz der Behandlungen mit Gabapentin, Clonidin oder SSRI bei einem großen Teil der Patientinnen haben Extrakte aus Cimicifuga racemosa in Arzneimittelqualität einen möglichen Stellenwert in der Behandlung menopausaler Beschwerden bei Brustkrebspatientinnen.

Aussagen in Leitlinien

Die vorliegenden Leitlinien geben unterschiedliche Empfehlungen, die vom Abraten einer Medikation bis zur Empfehlung derselben reichen.

  • Die Autoren der Leitlinie der SIO zur integrativen Behandlung von Brustkrebspatientinnen sprechen aufgrund unzureichender Evidenz keine Empfehlung zur Prophylaxe oder Behandlung des klimakterischen Syndroms mit Cimicifuga racemosa Extrakt aus: „Integrative therapies with insufficient evidence to form a clinical recommendation" (Greenlee 2017; bezogen auf Pockaj 2006 und Jacobson 2001).

  • Die Autoren der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) raten in ihrer Leitlinie „Mammakarzinom" (2017) aufgrund möglicher Nachteile von einer Anwendung der Traubensilberkerze bei Brustkrebspatientinnen mit (post)menopausalen Symptomen ab. Der medizinische Einsatz einer Kombination von Traubensilberkerzenextrakt mit Johanniskrautextrakt als Kombinationspräparat erscheint den Experten aber vertretbar.

  • Die Autoren der S3-Leitlinie „Mammakarzinom" der AWMF (2017) schätzt den Einsatz von Cimicifuga racemosa Extrakt dagegen als unbedenklich ein und beurteilt die Studienlage bei Hormonentzugserscheinungen so, dass eine „Verbesserung der Symptomatik mit mäßiger Effektstärke" erreicht werden kann (bezogen auf Pockaj 2006 und Jacobson 2001).

Sicherheit

Trotz Fallberichten über Hepatotoxizität im Zusammenhang mit der Verwendung von Traubensilberkerze haben die Ergebnisse klinischer Studien gezeigt, dass Traubensilberkerze sicher und gut verträglich ist.

Die Ergebnisse der klinischen Studien belegen, dass Traubensilberkerzepräparate keinen Einfluss auf die zirkulierenden Spiegel von Östradiol sowie follikelstimulierenden (FSH) und luteinisierenden Hormonen (LH) haben und keine östrogenartige Wirkung auf das Brustgewebe, die Gebärmutterschleimhaut- oder das Vaginalgewebe ausüben.

Die Ergebnisse aus Beobachtungsstudien geben keinen Hinweis darauf, dass die Einnahme von Präparaten aus Traubensilberkerze das Risiko für das Auftreten von Brustkrebs erhöht.