Hintergrund
Die Traubensilberkerze (Actaea racemosa, Cimicifuga racemosa) ist eine aus dem östlichen Nordamerika stammende Heilpflanze, die zur Familie der Ranunculaceae gehört.
Der Wurzelstock der Traubensilberkerze wird vor allem bei klimakterischen Beschwerden wie z. B. Hitzewallungen eingesetzt.
Da Frauen mit einer Brustkrebserkrankung häufig unter therapiebedingten klimakterischen Beschwerden leiden, ist diese Heilpflanze von Interesse.
Wirksamkeit
Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnissen aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:
Klimakterische Beschwerden: In offenen oder unkontrollierten Studien waren in den Gruppen, die Präparate aus Traubensilberkerze erhalten hatten, Hitzewallungen und klimakterische Beschwerden deutlich reduziert. Diese positiven Wirkungen unterschieden sich in den RCT allerdings nicht von denen in den Placebogruppen. Die Ergebnisse ergeben damit zusammengefasst einen Hinweis, dass Präparate aus Traubensilberkerze bei klimakterischen Beschwerden keine Wirksamkeit aufweisen, die über eine Placebo-Wirkung hinausgehen.
Zur Traubensilberkerze gibt es eine Monografie, in der sich eine genaue Darstellung und Bewertung der Ergebnisse der ausgewerteten Studien findet, die in englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer verfügbar ist.
Trotz der uneinheitlichen Studienlage sind Extrakte aus Cimicifuga racemosa für die Indikation Wechseljahresbeschwerden in Deutschland und in der Schweiz als Arzneimittel zugelassen. Angesichts der guten Verträglichkeit und der geprüften Sicherheit bei Brustkrebserkrankungen sowie der geringen Akzeptanz der Behandlungen mit Gabapentin, Clonidin oder SSRI bei einem großen Teil der Patientinnen haben Extrakte aus Cimicifuga racemosa in Arzneimittelqualität einen möglichen Stellenwert in der Behandlung menopausaler Beschwerden bei Brustkrebspatientinnen.
Aussagen in Leitlinien
Die Leitlinie der AWMF zur Komplementärmedizin (2024) schreibt bezüglich menopausaler Symptome:
"Der Einsatz von Cimicifuga racemosa kann zur Senkung von menopausalen Symptomen wie Hitzewallungen erwogen werden." Weiter schreibt sie: "Es kann keine Empfehlung für oder gegen eine Anwendung von Cimicifuga racemosa auf die Senkung der Mortalität oder Reduktion der krankheitsassoziierten Morbidität bei diesen [onkologischen] Patienten gegeben werden."
Die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2025) erwähnt Traubensilberkerze nicht.
Sicherheit
Trotz Fallberichten über Hepatotoxizität im Zusammenhang mit der Verwendung von Traubensilberkerze haben die Ergebnisse klinischer Studien gezeigt, dass Traubensilberkerze sicher und gut verträglich ist.
Die Ergebnisse der klinischen Studien belegen, dass Traubensilberkerzepräparate keinen Einfluss auf die zirkulierenden Spiegel von Östradiol sowie follikelstimulierenden (FSH) und luteinisierenden Hormonen (LH) haben und keine östrogenartige Wirkung auf das Brustgewebe, die Gebärmutterschleimhaut- oder das Vaginalgewebe ausüben.
Die Ergebnisse aus Beobachtungsstudien geben keinen Hinweis darauf, dass die Einnahme von Präparaten aus Traubensilberkerze das Risiko für das Auftreten von Brustkrebs erhöht.
Literatur
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