Zum Hauptinhalt
Kompetenznetz KOKON

Achillea millefolium (Schafgarbe)

Hintergrund

Achillea millefolium, die Wiesen-Schafgarbe, gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Gattung Achillea umfasst – je nach verwendeter Quelle – 120 bis 200 Arten. Für pharmazeutische Zwecke werden das frische oder getrocknete blühende Kraut oder die Blüten von Achillea millefolium verwendet. Inhaltsstoffe sind bis zu 1% ätherisches Öl (mit bis zu 40% Azulen), Bitterstoffe (Sesquiterpenlactone), Sesquiterpene, verschiedene Flavonoidglucoside, Flavone, Cumarine, Phenolcarbonsäuren und Betaine. Die Droge gilt als sogenanntes Tonicum amarum, ist appetitanregend, sekretionsfördernd und hat darüber hinaus krampflösende und karminative Eigenschaften. Pharmakologisch-experimentelle Untersuchungen weisen auf antiphlogistische, antioxidative, adstringierende, spasmolytische, wundheilungsfördernde und antimikrobielle Wirkungen hin.

Achillea millefolium wird als Teedroge und als Extrakt in verschiedenen Zubereitungen (Tinktur, Fluidextrakt, Frischpflanzenpresssaft) sowohl als Monopräparat als auch als Bestandteil von Kombinationspräparaten in Apotheken in guter pharmazeutischer Qualität angeboten.

Eine Selbstanwendung ist möglich, allerdings sollte bei der Auswahl der Präparate und Häufigkeit der Anwendung fachkundiger Rat eingeholt werden.

Die Therapiekosten sind gering (Kosten von < 1 € pro Tag). Auch der Beschaffungsaufwand ist gering, da die Präparate oder Teedrogen frei verkäuflich in der Apotheke oder in Reformhäusern zu erhalten sind.

Wirksamkeit

Nach dem Bericht des Committee on Herbal Medicinal Products der EMA (European Medicines Agency) und der ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) werden Zubereitungen aus Schafgarbe traditionell bei Appetitlosigkeit, krampfartigen Magen-Darm- und Menstruationsbeschwerden sowie zur Behandlung oberflächlicher Wunden und bei leichten Haut- und Schleimhautentzündungen eingesetzt.

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Therapie der Chemotherapie-induzierten Mundschleimhaut-Entzündung: Es gibt einen Anhaltspunkt, dass ein Destillat aus Achillea millefolium zusätzlich zur historisch verwendeten Standardlösungen (mit Lidocain, Dexamethason oder Sucralfat) die Ausprägung der Chemotherapie-induzierten Mukositis vermindern kann.
    Ausgewertete Studien
    In der randomisierten Studie untersuchten Miranzadeh et al. (2015) bei 56 Patienten mit Zeichen und Beschwerden einer oralen Mukositis verursacht durch unterschiedliche Chemotherapien, ob eine viermal tägliche Mundspülung mit Achillea millefolium-Destillat zusätzlich zu einer unten beschriebenen Standardlösung die Ausprägung der Mukositis besser beeinflusst, als die alleinige Anwendung der Standardlösung mit Lidocain, Dexamethason und Sucralsulfat. Sie berichteten von einer signifikant geringeren Ausprägung der Mukositis in der Gruppe, die Achillea millefolium zusätzlich angewendet hatten. Die Wirkung der Behandlung wurde durch die behandelnden Ärzte (verblindet) gemäß WHO-Kriterien nach 1 und 2 Wochen eingeschätzt.

Zur Wirksamkeit der Prophylaxe einer Tumortherapie-induzierten Mukositis oder zur Therapie einer radiogenen Mukositis liegen keine Ergebnisse aus interventionellen Studien mit Achillea millefolium vor.

Aussagen in Leitlinien
Bisher liegen in den veröffentlichten Leitlinien keine Stellungnahmen zu Präparaten aus Achillea millefolium vor. (2023)

Sicherheit

Allergische Reaktionen vom Soforttyp und vom verzögerten Typ können auftreten, sind jedoch selten (Casetti 2011, Calapai 2014). Bekannte Allergien gegenüber Korbblütlern (Asteraceae) stellen eine Kontraindikation für die Anwendung dar. Bei innerlicher Anwendung ist das Risiko des Auftretens schwerer unerwünschter Wirkungen als sehr gering einzuschätzen. Das Risiko möglicher Arzneimittelinteraktionen lässt sich nicht abschätzen, da aussagekräftige Untersuchungen hierzu fehlen.

Literatur

  • Calapai G, Miroddi M, Minciullo PL, Caputi AP, Gangemi S, Schmidt RJ.Contact dermatitis as an adverse reaction to some topically used European herbal medicinal products - part 1: Achillea millefolium-Curcuma longa. Contact Dermatitis. 2014 Jul;71(1):1-12. doi: 10.1111/cod.12222

  • Casetti F, Huber R, Schempp CM. Unverträglichkeitsreaktionen der Haut auf Pflanzen. Schweiz Z Ganzheitsmed 2011;23:144–146 DOI: 10.1159/000328436

  • European Medicines Agency. Community herbal monograph on Achillea millefolium L., herba., Final, 12. July 2011: http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Herbal_-_Community_herbal_monograph/2011/09/WC500115470.pdf

  • Millefolii Herba (Yarrow), ESCOP Monographs, The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products, Second edition, Supplement 2009, Thieme Verlag Stuttgart: 175-183.

  • Pfister T, Saller R, Reichling R, Fischer A, Uehleke B, Rostock M: Achillea millefolium L. In: Heilkräuter im Garten, pflanzen, ernten, anwenden. Haupt Verlag, Bern 2014: 56-61.

  • Schulz V, Hänsel R, Tyler VE. Rational Phytotherapy: A Physician`s Guide to Herbal Medicine. Springer Verlag; 2013: 294.

  • Miranzadeh S, Adib-Hajbaghery M, Soleymanpoor L, Ehsani M. Effect of adding the herb Achillea millefolium on mouthwash on chemotherapy induced oral mucositis in cancer patients: A double-blind randomized controlled trial. Eur J Oncol Nurs. 2015 Jun;19(3):207-13.