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Reizstromverfahren (TENS)

Hintergrund

TENS (= „transcutaneous electrical nerve stimulation") ist ein preiswertes, Batterie betriebenes Reizstromverfahren, bei dem über Klebeelektroden eine Spannung mit unterschiedlicher Amplitude und Frequenz angelegt wird. TENS wird bei vielen peripheren neuropathischen Schmerzen angewendet.
Der Wirkungsmechanismus ist komplex. Durch Stimulation afferenter Fasern wird eine Modulation des Hyperalgesie-inhibierenden-neuronalen Systems verursacht. In Tierversuchen wurde zudem beobachtet, dass durch die Anwendung von TENS eine Regeneration geschädigter Nerven erfolgen kann. Das Verfahren TENS wird im Weiteren nicht erklärt und kann zum Beispiel in dem systematischen Übersichtsartikel
„Transcutaneous electrical nerve stimulation (TENS) for neuropathic pain in adults." der Cochrane Arbeitsgruppe von Gibson (2017) nachgelesen werden. Das TENS-Verfahren wird bei neuropathischen und nicht-neuropathischen Schmerzen, unabhängig ihrer Genese, angewendet. Es werden sehr viele unterschiedliche TENS Geräte kommerziell angeboten. Eine Selbstanwendung ist prinzipiell möglich allerdings sollte eine fachliche Begleitung erfolgen. Bei unterschiedlichen Schmerzzuständen können im Einzelfall die Kosten des TENS Geräts von der Krankenkasse beantragt werden. Anschaffungskosten für ein TENS-Gerät liegen zwischen 30 und 40€ allerdings gibt es auch Geräte die mehr als 100€ kosten.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Therapie der Chemotherapie-induzierten peripheren Neuropathie (CIPN) Das Reizstromverfahren TENS hat derzeit keinen klinischen Stellenwert in der Therapie der CIPN, da es aus einer Studie einen Anhaltspunkt für eine fehlende Wirksamkeit gibt. Hierzu ausgewertete Studien:

    • In der Studie von Tonezzer (2017) erhielten Patienten mit Paclitaxel oder Oxaliplatin induzierter Neuropathie entweder eine tägliche Behandlung mit einem TENS jeweils über eine Stunde oder das TENS Gerät schaltete sich selbstständig nach weniger als einer Minute, für den Patienten unmerklich, wieder ab (Kontrolle). Die Neuropathie wurde durch den Arzt erhoben (mittels NCI-CTCAE), durch Patienten Fragebögen (mittels CINQ) und durch Analogskalen (für Schmerz und Parästhesie) berichtet. Es konnte keine signifikante Reduktion der neuropathischen Beschwerden durch die TENS-Behandlung gegenüber der Kontrolle festgestellt werden.
      Es gibt einen Anhaltspunkt für eine fehlende Wirksamkeit des Reizstromverfahrens TENS in der Therapie der Paclitaxel und Oxaliplatin induzierten Neuropathie.

Aussagen in Leitlinien

Die Leitlinie der AWMF zur Komplementärmedizin (2024) sowie die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2025) erwähnen das Reizstromverfahren (TENS) nicht.

Sicherheit

Bei sachgerechter Handhabung sind unerwünschte Wirkungen sehr selten, so können z.B. reversible Hautirritationen im Bereich der Klebeelektroden auftreten. Nicht verwendet werden darf dieses Verfahren bei Schrittmacherträgern, Epileptikern und während der Schwangerschaft.

Literatur

Gibson W, Wand BM, O'Connell NE. Transcutaneous electrical nerve stimulation (TENS) for neuropathic pain in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Sep 14;9:CD011976.

Hershman DL, Lacchetti C, Dworkin RH, Lavoie Smith EM, Bleeker J, Cavaletti G, et al. Prevention and manage-ment of chemotherapy-induced peripheral neuropathy in survivors of adult cancers: American Society of Clini-cal Oncology clinical practice guideline. J Clin Oncol. 2014 Jun 20;32(18):1941-67.

Tonezzer T, Caffaro LAM, Menon KRS, Brandini da Silva FC, Moran de Brito CM, Sarri AJ, et al. Effects of transcutaneous electrical nerve stimulation on chemotherapy-induced peripheral neuropathy symptoms (CIPN): a preliminary case-control study. J Phys Ther Sci. 2017 Apr;29(4):685-692.