Hintergrund
Omega-3-Fettsäuren (O3F) sind langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und gehören zu den für den menschlichen Organismus essentielle Nährstoffen. Pflanzen, Fische und Algen enthalten O3F jeweils in unterschiedliche Mengen und typischerweise als Triglyceride verestert. Die häufigste O3F in Pflanzenölen ist Alpha-Linolensäure, in Ölen aus Fischen oder Algen sind es Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). EPA und DHA werden daher auch als maritime O3F bezeichnet.
Die alpha-Linolensäure wird im Weiteren nicht besprochen, da es hierzu keine Interventionsstudien bei Tumorpatienten gibt.
DHA und EPA sind im menschlichen Organismus wichtige Ausgangsstoffe für die Biosynthese von Signalsubstanzen u.a. bei inflammatorischen Reaktionen, im kardiovaskulären Systems, bei der Hämostase und bei Schmerz (bspw. Prostaglandine, Leukotriene, Thromboxane). Sie sind weiterhin integraler Bestandteil von Zellmembranen, insbesondere neuronaler Zellen. Als Grundlage der Wirkungen von DHA und EPA bei dem tumorassoziierten Anorexie-Kachexie-Syndrom und Chemotherapie-induzierten peripheren Neuropathien (CIPN) werden die Hemmung proinflammatorischer Zytokine und die Modulation der Signaltransduktion durch Einbau in die neuronale Zellmembran postuliert (Fabian 2015).
Arzneimittel mit O3F sind zur adjuvanten, additiven Therapie nach Myokardinfarkt und zur Therapie der endogenen Hypertriglyceridämie zugelassen. Präparate mit O3F wurden in interventionellen Studien bei verschiedenen Neuropathien, wie der diabetischen und der Chemotherapie induzierten, sowie bei dem tumorassoziierten Anorexie-Kachexie-Syndrom untersucht.
Es gibt viele Omega-3-Fettsäure haltige Präparate, die reich an EPA und DHA sind. Diese bestehen aus Ölen gewonnen aus Seefisch oder werden biotechnologisch in Mikroalgen erzeugt.
O3F-Präparate sind entweder als freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel, apothekenpflichtige und rezeptfreie oder hochdosierte rezeptpflichtige Arzneimittel verfügbar. Eine Selbstanwendung ist bei den Nahrungsergänzungsmitteln möglich.
Die Kosten für O3F-haltige Nahrungsergänzungsmittel sind gering (< 1 € pro Tag).
Wirksamkeit
Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen (Stand 2023)
Kachexie Zehn randomisierten Studien geben zusammenfassend einen Anhaltspunkt für die Wirksamkeit von maritinen Omega-3 Fettsäuren zur Stabilisierung des Körpergewichtes von Patienten mit nicht-klein-zelligem Lungenkarzinom und kolorektalem Karzinom, die eine Tumortherapie erhalten. Dies trifft nicht zu für Patienten, die aufgrund der bereits fortgeschrittenen Tumorerkrankung keine Tumortherapie mehr erhalten oder für Patienten mit HNO-Tumoren in der perioperativen Phase.
Es wurden zehn randomisierte Studien bewertet, die maritime Omega-3 Fettsäuren (O3F) zur Behandlung der Kachexie bzw. Auswirkungen auf das Körpergewicht und Lebensqualität bei Patienten mit Tumorerkrankungen untersuchten. In den Studien wurden Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) haltige O3F Produkte untersucht. In manchen Studien wurden die Auswirkungen von O3F auf die Konzentration inflammatorischer Zytokine untersucht, was aber hier im Weiteren nicht dargestellt wird. Die Ergebnisse der Studien wurden für diesen KOKON Kurzbericht gruppiert in:
• nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC) während der Tumortherapie,
• metastasiertes kolorektales Karzinom (KRK) während der Chemotherapie,
• metastasierter solider Tumor ohne spezifische Tumortherapie und
• nicht-metastasierter HNO-Tumor in der perioperativen Phase.
Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinomen (NSCLC) während der Tumortherapie
In der randomisierten Studie von Sanchez-Lara et al. (2014) erhielten Patienten (n=112) mit fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC eine Chemotherapie (Cisplatin oder Carboplatin jeweils mit Paclitaxel). Patienten des Interventionsarms erhielten täglich zwei Packungen einer EPA und DHA haltigen Trinknahrung (ProSure® von der Firma Abbott) während die Kontrollgruppe keine Trinknahrung erhielt. Beide Gruppen bekamen zusätzlich eine Ernährungsberatung. Gemessen wurden das Körpergewicht, die fettfreie Körpermasse (mittels Bioimpendanz-Messung), die Nahrungsaufnahme mittels eines Ernährungstagebuchs sowie die Lebensqualität zum Studieneinschluss und nach der ersten und zweiten Chemotherapie. Das Körpergewicht und die fettfreie Körpermasse blieben im Interventionsarm im Gegensatz zum Kontrollarm stabil, bzw. nahmen zu. Diese Unterschiede waren signifikant. Zudem wurde im Interventionsarm eine signifikant höhere Energie- und Proteinzufuhr festgestellt und ein im Trend geringere Symptomlast bei Fatigue, Appetitverlust und Neuropathie.
In der randomisierten, doppelblinden Studie von van der Meij et al. (2010) erhielten Patienten (n=40) mit lokal fortgeschrittenem NSCLC eine Radiochemotherapie (Cisplatin mit Docetaxel oder Bevacizumab). Die Patienten im Interventionsarm erhielten täglich zwei Packungen einer EPA und DHA haltigen Trinknahrung (ProSure® von der Firma Abbott) während die Kontrollgruppe eine isokalorische Trinknahrung ohne EPA/DHA erhielt (Ensure® von der Firma Abbott). Die Produkte wurden zur Verblindung im Vorfeld unkenntlich gemacht. Die beiden Trinknahrungen unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, wie z.B. Proteingehalt, teils erheblich. Gemessen wurden die Nahrungsaufnahme mittels eines Ernährungstagebuchs, das Körpergewicht, die fettfreie Körpermasse (mittels Bioimpendanz-Messung), der Umfang des Oberarms, die Lebensqualität, die Kraft der nicht dominanten Hand (hydraulischer Messung) und die körperliche Aktivität (Accelometer) nach 3 und 5 Wochen. Die Ergebnisse wurden teils 2010 sowie teils 2012 veröffentlicht. Die Nahrungsaufnahme war nicht signifikant unterschiedlich, Gewicht und die fettfreie Körpermasse fielen im Interventionsarm signifikant weniger ab, als im Kontrollarm, der Armdurchmesser war im Trend im Interventionsarm größer, Subskalen der Lebensqualitätsfragebögen zeigten im Interventionsarm einen besseren Gesamtgesundheitszustand sowie Verbesserung von kognitiven und sozialen Funktionen. Weiterhin waren die Patienten im Interventionsarm körperlich signifikant aktiver, wohingegen sich die Handkraft nicht zwischen beiden Studienarmen unterschied.
In der randomisierten, doppelblinden Studie von Finocchiaro et al. (2011) erhielten Patienten (n=33) mit nicht metastasierten NSCLC eine Chemotherapie (Cisplatin und Gemcitabin). Aufnahmekriterium in der Studie war ein ungewollter Gewichtsverlust von >10%. Im Interventionsarm erhielten die Patienten EPA- (510mg) und DHA-haltige (340mg) Kapseln, während die Kontrollgruppe Kapseln mit Olivenöl erhielten. Die Nahrungsaufnahme wurde mittels eines Ernährungstagebuchs erhoben und das Körpergewicht wurde bei Studienaufnahme und nach 8, 22 und 66 Tagen gemessen. Die erhobenen Parameter unterschieden sich nach 66 Tagen nicht.
Die Ergebnisse dieser Studien geben Anhaltspunkte für die Wirksamkeit von maritimen O3F (EPA und DHA) auf die Zunahme des Körpergewichts, Verbesserung der Lebensqualität und Steigerung der körperlichen Aktivität.
Metastasierte kolorektale Karzinome (KRK) während der Chemotherapie
In der randomisierten Studie von Mocellin et al. (2013) erhielten Patienten (n=11) mit einem KRK (Stadium wurde nicht beschrieben) erstmalig eine Chemotherapie (Oxaliplatin mit entweder 5-FU/Leukovorin oder Capecitabin). Die Interventionsgruppe erhielt über neun Wochen mit Beginn der Chemotherapie Kapseln mit Fischöl (mit definierten EPA und DHA Mengen) während die Kontrollgruppe keine Intervention erhielt. Gemessen wurden zu Studienaufnahme und nach 9 Wochen jeweils Gewicht und Hautfaltendicke. Für beide Messparameter konnte im Interventionsarm im Vergleich zum Kontrollarm kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
In der randomisierten Studie von Silva et al. (2012) erhielten Patienten (n=18) mit KRK (Stadium wurde nicht beschrieben) eine nicht weiter beschriebene Chemotherapie. Der Interventionsarm erhielt täglich zwei Packungen einer EPA und DHA haltigen Trinknahrung (ProSure® von der Firma Abbott) während die Kontrollgruppe keine Intervention erhielt. Gemessen wurde das Gewicht bei Studienaufnahme und nach neun Wochen. Nach Woche neun bestand ein signifikant höheres Gewicht im Interventionsarm als im Kontrollarm.
In der randomisierten Studie von Trabal et al. (2010) erhielten Patienten (n=13) mit metastasiertem KRK erstmalig eine Chemotherapie (Oxaliplatin mit entweder 5-FU/Leukovorin oder Capecitabin). Der Interventionsarm erhielt täglich zwei Packungen einer EPA und DHA haltigen Trinknahrung (ProSure® von der Firma Abbott) während die Kontrollgruppe keine Intervention erhielt. Beide Gruppen erhielten eine Ernährungsberatung. Primärer Endpunkt war die Messung der Tolerabilität der Chemotherapie mittels Lebensqualitätsfragebögen (EORTC QLQ-C30) zu den Zeitpunkten Studienaufnahme und nach Woche 12. Sekundäre Endpunkte waren Gewicht und Nahrungsaufnahme (gemessen mittels eines Ernährungstagebuchs welches in den Tagen vor und nach der Chemotherapie durch den Patienten ausgefüllt wurde). Bzgl. der Lebensqualität konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Es bestand ein Trend zu einem höheren Gewicht im Interventionsarm zudem waren die aufgenommene Protein- und Kalorienmenge im Interventionsarm im Trend höher.
Die Ergebnisse dieser Studien geben Anhaltspunkte für die Wirksamkeit von maritimen O3F (EPA und DHA) auf das Körpergewicht.
Metastasierte solide Tumoren ohne Tumortherapie
In der randomisierten, doppelblinden Studie von Bruera (2003) erhielten Patienten (n=91) mit unterschiedlichen lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorerkrankungen überwiegend keine Tumortherapie (9 Patienten hatten eine Tumortherapie). Aufnahmekriterium in der Studie war ein Gewichtsverlust von >5% und ein Appetitverlust (gemessen auf einer visuellen Analogskala).
Im Interventionsarm erhielten die Patienten über 14 Tage Fischöl Kapseln mit einer definierten Menge EPA und DHA, während die Kontrollgruppe ein Placebo (Kapseln mit Olivenöl) erhielt. In dieser Studie mussten pro Tag 18 Kapseln eingenommen werden – im Mittel wurden nur neun Kapseln täglich eingenommen. Mittels visueller Analogskala wurden Appetit, Übelkeit, Müdigkeit und Wohlbefinden gemessen. Zudem wurden Gewicht, die fettfreie Körpermasse (mittels Bioimpendanz) und Hautfaltendicke gemessen sowie ein Ernährungstagebuch während der ersten drei und der letzten drei Tage durch den Patienten aufgezeichnet. An Tag 14 endete die Studie geplant. Zu diesem Zeitpunkt konnte für alle oben erwähnten Messwerte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
In der randomisierten, 3-armigen, doppelblinden Studie von Fearon (2006) wurden Patienten (n=518) mit fortgeschrittenem gastrointestinalem oder Bronchialkarzinom aufgenommen, die einen ungewollten Gewichtsverlust von >5% hatten und keine aktive Tumortherapie erhielten. Die erste Interventionsgruppe erhielt Kapseln mit 2g EPA (ohne DHA) pro Tag, die zweite Interventionsgruppe 4g EPA (ohne DHA) pro Tag und die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Die Interventionen bzw. das Placebo wurden über acht Wochen gegeben. Der primäre Endpunkt war das Körpergewicht, gemessen bei Studieneintritt und nach Woche 8. Zudem wurde das fettfreie Gewicht mittels Bioimpedanz ermittelt und die Lebensqualität (mittels EORTC QLQ-C30) eruiert. Des Weiteren wurde das Überleben in Woche 24 ermittelt. Es zeigte sich zwischen den Studienarmen für alle gemessenen Parameter keine signifikanten Unterschiede. Das Überleben unterschied sich nicht zwischen den Studienarmen.
In der randomisierten, doppelblinden Studie von Fearon (2003) wurden Patienten (n=200) mit nicht resizierbarem Pankreaskarzinom aufgenommen, die einen ungewollten Gewichtsverlust von >5% hatten und keine aktive Tumortherapie erhielten. Die Interventionsgruppe erhielt über acht Wochen eine kommerziell vertriebene, nicht weiter beschriebene Trinknahrung (der Firma Abbott) mit definiertem EPA Gehalt (2,2g/Tag), während die Kontrollgruppe eine in der Zusammensetzung identische Trinknahrung ohne EPA erhielt. Erhoben wurden Nahrungsaufnahme mittels eines Ernährungstagebuchs, Lebensqualität (mittels Fragebögen EORTC QLQ-C30 und EuroQoL-5D) zu Studieneinschluss und in den Wochen vier und acht. Zudem wurden wiederholt Gewicht sowie die fettfreie Körpermasse gemessen. Während sich im Interventionsarm eine signifikant höhere eingenommene Proteinmenge feststellen lies, waren Gewicht und die fettfreie Körpermasse nicht signifikant unterschiedlich. Für die Lebensqualität konnte zwischen den Armen kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden.
Die Ergebnisse dieser Studien geben Hinweise auf die fehlende Wirksamkeit von maritimen O3F (EPA und DHA) auf das Körpergewicht und die Lebensqualität.
Nicht metastasierte HNO-Tumore in der perioperativen Phase
In der randomisierten Studie von Hanai et al. (2018) wurden Patienten (n=27) mit HNO-Tumoren, bei denen ein ungewollter Gewichtsverlust von >5% bestand und die operiert werden sollten, aufgenommen. Die Interventionsgruppe erhielt täglich für jeweils 14 Tage prä- und postoperativ zwei Packungen einer EPA und DHA haltigen Trinknahrung (ProSure® von der Firma Abbott) während die Kontrollgruppe keine Intervention erhielt. Gemessen wurden Gewicht und die fettfreie Körpermasse (mittels Bioimpedanz) bei Studieneintritt, am Tag vor der Operation sowie an den postoperativen Tagen sieben und 14. Zwischen den beiden Gruppen konnte bzgl. Gewicht und fettfreier Körpermasse kein signifikanter Unterschied gefunden werden.
Die Ergebnisse dieser Studie geben einen Anhaltspunkt für die fehlende Wirksamkeit von maritimen O3F (EPA und DHA) auf das Körpergewicht.
In der systematischen Übersichtarbeit (Ries 2012) wurden sechs Studien bis zum Jahr 2010 bewertet. Die Autoren dieser systematischen Übersichtsarbeit machen folgende Aussage: "There is not enough evidence to support a net benefit of n-3-FA in cachexia in advanced cancer. On the other hand, adverse effects were infrequent, with no severe adverse effects. The results from the review led to a weak negative GRADE recommendation."
Die Autoren der systematischen Übersichtsarbeit (de Aguiar Pastore Silva 2015) bewerteten zehn Studien mit Patienten, die eine Tumortherapie und O3F erhielten. In diese Übersichtsarbeit waren auch Studien eingeschlossen, die O3F bei anderen Indikationen (z.B. Chemotherapie induzierte Neuropathie) untersuchten. Diese systematische Übersichtsarbeit macht folgende Aussage: "There are beneficial effects of omega-3 fatty acids supplements in patients undergoing chemotherapy and/or radiotherapy on different outcomes, being the preservation of body composition the most evident. Some important outcome like decrease tumor size and prolonging patient survival, are not observed."
Chemotherapie-bedingte Nervenschädigung (CIPN): Zwei randomisierte Studien geben zusammenfassend einen Anhaltspunkt, dass maritine Omega-3-Fettsäuren zur Prophylaxe der Oxaliplatin- oder Taxan-basierten Chemotherapie eine klinische Wirksamkeit haben. Zur Therapie der CIPN wurden keine Studien gefunden.
In der Studie von Ghoreishi et al. (2012) erhielten Patientinnen (n=69) mit einem nodal positivem Mammakarzinom eine Chemotherapie mit Paclitaxel. Die Interventionsgruppe erhielt Kapseln mit maritimen O3F während die Kontroll-Gruppe Kapseln mit Sonnenblumenöl erhielten. Die Neuropathie wurde mittels eines kombinierten Bewertungssystems („reduced total neuropathy score"; neurologische und neurophysiologischen Untersuchung) erhobenen. In der Interventionsgruppe war die Inzidenz aber nicht die Schwere der CIPN signifikant geringer als in der Kontroll-Gruppe.
In der Studie von Esfahani et al. (2016) erhielten Patienten (n=71) mit einem Kolonkarzinom eine Oxaliplatin-basierte Chemotherapie. Die Interventionsgruppe erhielt Kapseln mit O3F und die Kontroll-Gruppe Kapseln mit Sonnenblumenöl. Die Neuropathie wurde mittels eines kombinierten Bewertungssystems („reduced total neuropathy score"; neurologische und neurophysiologische Untersuchung) erhoben. In der Interventionsgruppe waren Inzidenz und Ausprägung der CIPN signifikant geringer als in der Kontroll-Gruppe.
Die Ergebnisse dieser Studien geben einen Hinweis auf die Wirksamkeit von maritimen O3F in der Prophylaxe der Paclitaxel- und Oxaliplatin-induzierten Neuropathie.
Studien zur Therapie der CIPN mit O3F sind bisher nicht publiziert.
Aussagen in Leitlinien
S3-Leitlinie Komplementärmedizin bei onkologischen Erkrankungen (2021) und die
S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen Patienten (2020) erwähnen Omega-3-Fettsäuren nicht.
Lt. S3-Leitlinie klinische Ernährung in der Onkologie (2015) "können" bei Patient*innen mit Tumor-Kachexie
zur Verbesserung systemischer Inflammationsmarker, des Appetits, der Nahrungsaufnahme, des Körpergewichts und der Lebensqualität Eicosapentaensäure (EPA; 1,5–2,5 g; auch als Bestandteil von Fischöl) verabreicht werden.
Zum Einsatz der CIPN erwähnt sie Omega-3-Fettsäuren nicht, rät jedoch allgemein davon ab, "Omega-3-Fettsäuren und Fischöl zur Verringerung der Nebenwirkungen oder zur Steigerung der Wirkung einer Chemotherapie" einzusetzen.
Der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren und Fischöl zur Verringerung der Nebenwirkungen oder zur Steigerung der Wirkung einer Chemotherapie wird nicht empfohlen.
Sicherheit
In der Fachinformation zu einem hochdosierten O3F-haltigen Arzneimittel werden als „häufige" unerwünschte Wirkungen Dyspepsie und Übelkeit genannt. Eine systematische Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration zur Supplementation von O3F während und nach der Schwangerschaft berichtet von keinen unerwünschten Wirkungen (Gunaratne 2015).
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