Hintergrund
Die Musiktherapie gilt als anerkanntes medizinisches Verfahren, das mit Musik arbeitet, um Störungen im physischen, emotionalen, kognitiven und sozialen Bereich anzusprechen. Die dabei verwendeten Interventionen umfassen das Spielen von Instrumenten, stimmliche und instrumentale Improvisation, Gesang, Komposition/Songwriting, musikgeführte Imaginationstechniken und das Hören von Musik. Die Musiktherapie ist nicht gleichzusetzen mit der Musikmedizin; Letztere ist definiert als das Hören von aufgezeichneter Musik und wird vom medizinischen Personal angeboten.
Der Musiktherapie wird eine positive Wirkung auf Wohlbefinden, Stressbewältigung, Schmerzlinderung, emotionale Ausdrucksfähigkeit, Gedächtnisleistung, Kommunikationsfähigkeit und die physische Rehabilitation zugeschrieben.
Wirksamkeit
Es gibt einige Belege dafür, dass die Musiktherapie bei verschiedenen Tumorentitäten eine sinnvolle Supportivmaßnahme darstellen kann. Die Ergebnisse einer ausführlichen systematischen Übersichtsarbeit (2016) sowie eine aktuellere (2020) sowie mehrere randomisierte kontrollierte Studien, die seither veröffentlicht wurden. Die bisherigen Studien unterscheiden sich stark bezüglich der Art und der Dosierung der eingesetzten Musikintervention, sodass sich die Ergebnisse nicht verallgemeinern lassen
Die Gesamtschau der Ergebnisse in der onkologischen Supportivtherapie zeigt, dass Musiktherapie kurz- und wahrscheinlich auch mittelfristige positive Wirkungen zu folgenden Indikationen hat:
Angst: Hinweise, dass Musiktherapie im onkologischen Setting Angst reduzieren kann
Depression: Hinweise, dass Musiktherapie im onkologischen Setting Depression reduzieren kann
Fatigue Anhaltspunkte bei Musiktherapie, dass die Fatigue reduziert werden kann
Schmerz: Anhaltspunkte, dass durch Musiktherapie Schmerz reduziert werden kann.
Übelkeit/Erbrechen: Die Ergebnisse sind widersprüchlich, so dass derzeit keine Aussage zur Wirksamkeit möglich ist.
Eine genaue Darstellung und Bewertung der Ergebnisse der ausgewerteten Studien findet sich in der Monografie zu Musiktherapie, die in englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer verfügbar ist.
Aussagen in Leitlinien
Die S3-Leitlinie zur Psychoonkologie (2023) empfiehlt:
"Musiktherapie sollte Krebspatient*innen zur Reduktion von Angst, Depressivität, Stress und zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität angeboten werden." sowie
"Musiktherapie kann Krebspatient*innen zur Reduktion von Schmerz in Ergänzung zu einer leitliniengerechten Schmerztherapie angeboten werden."
Die Leitlinie der AWMF zur Komplementärmedizin (2024)gibt aufgrund nicht ausreichender Daten keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Musiktherapie.
Die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2025) erwähnt Musiktherapie nicht.
Sicherheit
Es sind keine Sicherheitsbedenken bekannt.
Literatur
Die entsprechenden Literatureinträge finden sich auf dem Portal von CAM-Cancer.