Hintergrund
Curcumin bzw. Diferuloylmethan ist der Hauptbestandteil und Wirkstoff in dem Gewürz Kurkuma (das Rhizom der Curcuma longa). Curcumin wird in der Medizin als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Zudem werden ihm krebsbekämpfende und chemopräventive Eigenschaften zugesprochen. Es gibt zwei systematische Übersichtsarbeiten und zwanzig kontrollierte Studien zu Curcumin bei der Krebsbehandlung, die sich hauptsächlich mit der supportiven Therapie oder der Prävention maligner Erkrankungen befassen. Die meisten Studien haben geringe Fallzahlen und weisen eine große Heterogenität auf.
Wirksamkeit
Zum Einsatz in der Anti-Tumor-Therapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien (2023):
Die Ergebnisse einer kleiner RCT (n=27) reichen nicht aus, um zu beurteilen, ob der Einsatz von oralem Curcumin bei Patient*innen mit metastatiertem Dickdarmkrebs unter FOLFOX-Therapie das Gesamtüberleben verlängern könnte (sehr niedrige Ergebnissicherheit). Eine Placebo-kontrollierte RCT (n=126) berichtete von einem Anstieg der Krebszellen-Apoptose mit Curcumin; eine klinische Bedeutung lässt sich aus der Studie jedoch nicht ableiten.
Für Patienten mit Prostatakrebs oder CML gibt es zwar Surrogat-Marker (u.a. Histologie und Serumchemie), die eine tumorhemmende Wirksamkeit nahelegen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann aufgrund der fehlenden objektiven Outcome-Parameter wie zum Beispiel Gesamtüberleben oder progressionsfreies Überleben) keine Schlussfolgerung zur antitumorösen Wirksamkeit getroffen werden (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen
In mehreren RCTs wurde die Wirkung von Curcumin auf Symptome, Nebenwirkungen und die Lebensqualität von Menschen, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen, untersucht. Die Studien sind äußerst heterogen.
Orale Mukositis: Die Studien (n=5) geben zusammenfassend Anhaltspunkte, dass topisches Curcumin das Auftreten und den Schweregrad (Prophylaxe) einer oralen Mukositis bei Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumore unter einer Radio- bzw. Radiochemotherapie verringern und die Heilung beschleunigen kann (Therapie) (sehr niedrige Ergebnissicherheit).
Radiodermatitis: Die Studien (n=2) ergeben zusammenfassend einen Hinweis für fehlende Wirksamkeit von oralem, nicht-formulierten Kurkumin in einer täglichen Dosis von 6g zur Verminderung des Schweregrades einer Radiodermatitis bei Frauen mit Brustkrebs (moderate Ergebnissicherheit)
Die Studien (n2) geben zusammenfassend einen Anhaltspunkt, dass topisches Kurkuma zusammen mit Sandelholzöl das Auftreten und den Schweregrad einer Radiodermatitis bei Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumoren verringern kann (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Nebenwirkungen bei Prostata-Radiotherapie: Die Studien (n=3) geben zusammenfassend einen Hinweis für fehlende Wirksamkeit einer oralen Curcumin-Einnahme während einer Prostata-Radiotherapie zur Reduktion der Radiotoxizität (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Lebensqualität: Die Studien (n=2) geben zusammenfassend Anhaltspunkte dafür, dass die Einnahme von Curcumin-Meriva) die Lebensqualität während einer Chemo-/Radiotherapie gegen verschiedene Krebsarten verbessern kann (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Körperzusammensetzung: Aufgrund der widersprüchlichen Datenlage (n=2) kann zum aktuellen Zeitpunkt zum Einfluss von oralem Kurkumin auf die Körperzusammensetzung keine Schlussfolgerung getroffen werden (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Zum Einsatz in der Prävention maligner Erkrankungen gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:
Curcumin wurde für eine Vielzahl von Krebsvorstufen untersucht, darunter orale submuköse Fibrose (OSF), intestinale Adenome, monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und schwelende multiple Myelome (SMM), sowie orale Leukoplakien.
Submuköse Fibrose: Die Studien (1 systematic review, n = 6) geben zusammenfassend einen Hinweis, dass orales Kurkumin in einer Dosierung von 600-1000mg täglich über drei bis sechs Monate die Symptome einer oralen submukösen Fibrose verringern kann (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Intestinale Adenome bei FAP: Die Studie (n=1) gibt einen Anhaltspunkt, dass oral eingenommenes bid-Curcumin in einer Dosis von 1,5g pro Tag bei Patient*innen mit FAP die Anzahl und Größe von intestinalen Adenomen nicht verringern kann (sehr niedrige Ergebnissicherheit)
Mundleukoplakie: Die Studie (n=1) gibt einen Anhaltspunkt, das orales Kurkumin Leukoplakien in Größe und Anzahl verringern kann (moderate Ergebnissicherheit)
Schwelende multiple Myelome (SMM), monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS): Es liegen ermutigende erste Untersuchungen aus einer kleinen kontrollierten Studie (n=1) vor.
Aussagen in Leitlinien
Die AWMF Leitlinie zur Komplementärmedizin bei onkologischen Patient*innen (2021) gibt aufgrund nicht ausreichender Daten keine Empfehlung für oder gegen Kurkumin als Antitumor-Therapie oder zur Behandlung der radiogenen Dermatitis. Die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2020) erwähnt Kurkumin nicht.
Dies ist ein Abstrakt aus der Monographie von Kurkumin aus dem Leitlinienportal Onkopedia (2022). Nähere Informationen finden Sie dort.
Sicherheit
Curcumin wird von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) allgemein als sicher eingeschätzt. Epidemiologische Daten und klinische Studien geben an, dass es in Dosen von bis zu 12g Curcumin pro Tag über einen Zeitraum von mehreren Monaten sicher angewendet wurde. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich. Näheres finden Sie hierzu im Eintrag auf dem Leitlinienportal Onkopedia.
Literatur
Die oben aufgeführte Literatur und weiterführende Informationen finden Sie im entsprechenden Eintrag auf dem Leitlinienportal Onkopedia.