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Coenzym Q10

Hintergrund

Coenzym Q10 (CoQ10) ist eine organische Verbindung, die im menschlichen Organismus endogen synthetisiert wird und eine zentrale Rolle beim Elektronentransfer in der mitochondrialen Atmungskette spielt, aber auch extrazelluläre oxidative und antioxidative Wirkungen hat.

Der Bedarf einer alimentären Zufuhr von CoQ10 ist sehr gering. Dennoch werden CoQ10-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel freiverkäuflich angeboten und mit vielen gesundheitsbezogenen Aussagen beworben.

Hintergrund hierfür sind unter anderem Berichte über präventive Wirkungen von supplementär gegebenem CoQ10 auf die Entstehung von Tumorerkrankungen. Als Wirkmechanismen werden dabei immunmodulatorische und antioxidative Wirkmechanismen diskutiert.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen; Diese Ergebnisse sind allerdings mit großer Unsicherheit behaftet, da die klinischen Studien sehr viele methodische Mängel aufweisen:

  • Coenzym Q10 zur Prävention Anthrazyklin-assoziierter Kardiotoxizität (X)
    Es gbt einen Anhaltspunkt kardioprotektive Effekte bei anthrazyklinhaltigen Chemotherapien aus fünf randomisierten, kontrollierten Studien sowie einer Studie in der pädiatrischen Onkologie (unten)

    Eine randomisiert-kontrollierte Studie von Iarussi et al. untersuchte die Anwendung von Coenzym Q10 (CoQ10) zur Prävention Anthracyklin-assoziierten Kardiotoxizität. Zwanzig Kinder mit ALL oder Non-Hodgkin-Lymphomen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Alle Teilnehmer waren 15 Jahre oder jünger, in Gruppe 1 (mittleres Alter 5,6 Jahre) waren 8 Kinder mit ALL und 2 Kinder mit NHL, in der zweiten Gruppe (mittleres Alter 5,1 Jahre) waren 9 Kinder mit ALL und ein Kind mit NHL. Zusätzlich zur Behandlung mittels Standardprotokoll erhielt Gruppe 1 zweimal täglich 100 mg CoQ10, Gruppe 2 erhielt keine CoQ10-Gabe. Zwei Outcome-Parameter wurden verwendet, um die Wirksamkeit der Intervention zur Prävention von Kardiotoxizität zu bewerten. Die Parameter waren die linksventrikuläre globale Funktion und die linksventrikuläre regionale Wandbewegung (Echokardiographie). Die Echokardiographie wurde in beiden Gruppen vor Beginn der Therapie, während der Therapie bei einer kumulativen Anthracyclindosis von 180 mg / m² und erneut am Ende der Therapie durchgeführt. Daten wurden als Mittelwerte mit Standardabweichung dargestellt, p-Werte wurden nicht angegeben. Die Autoren der Studie stellten auf Basis ihrer Ergebnisse einen protektiven Effekt von CoQ10 hinsichtlich der Anthrazyklin-assoziierten Kardiotoxizität fest Iaruss.

  • Coenzym Q10 zur Minderung von Fatigue bei Brustkrebspatientinnen
    Es gibt einen Anhaltspunkt für fehlende Wirksamkeit

  • Coenzym Q10 zur Reduktion unerwünschter Wirkung während einer Interferon Therapie
    Es gibt allenfalls einen ersten Anhaltspunkt, dass die begleitende Coenzym Q10 Einnahme während einer Interferion-alpha Therapie die subjektiven Nebenwirkungen reduzieren kann

Zum Einsatz von Coenzym Q10 als antineoplastische Therapie gibt es Ergebnisse aus einer Interventionsstudien mit einigen methodischen Mängeln:

  • Ein Anhaltspunkt, dass die begleitende Coenzym Q10 Einnahme während einer 3-jährigen adjuvanten adjuvanten Therapie mit rekombinantem IFNα-2b beim malignen Melanom das Rezidivrisiko mindern kann

Dies ist aus dem Abstrakt der Monografie zu Coenzym Q10 (2016) , in der sich eine genaue Darstellung undBewertung der Ergebnisse der ausgewerteten Studien und Übersichtsarbeiten findet. Sie ist in englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer (2016) verfügbar.

Aussagen in Leitlinien

Die AWMF Leitlinie zur Komplementärmedizin bei onkologischen Patient*innen (2021) und die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2020) erwähnen Coenzym Q10 nicht.

Sicherheit

Unerwünschte Wirkungen von CoQ10 treten selten auf, sind dosisabhängig und meistens von geringem Schweregrad. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit mit Vitamin K ist eine Interaktion mit Cumarin-Derivaten möglich, allerdings nur in Einzelfällen beschrieben.

Literatur