Zum Hauptinhalt
Kompetenznetz KOKON

Aromatherapie

Hintergrund

Die Aromatherapie basiert auf dem Einsatz von ätherischen Ölen zur Linderung von Krankheitsbeschwerden und zur Steigerung des Wohlbefindens. In der Regel handelt es sich bei den verwendeten Präparaten um Kosmetika, deren qualitative und quantitative Zusammensetzung häufig nicht im Einzelnen deklariert ist. Bei qualitativ hochwertigen Präparaten reichen lediglich wenige Tropfen z.B. zur Inhalation, als Massageöl oder Badezusatz aus, um einen subjektiven therapeutischen Effekt zu erzielen.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Angstzustände: Es gibt Anhaltspunkte, (2 systemische Reviews (SR) und 3 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), dass Aromatherapie-Massage Ängstlichkeit mindern kann

  • Depressivität: Es gibt Anhaltspunkte (2 SR, 3 RCTs), dass Aromatherapie-Massage Depressivität vermindern kann

  • Schlaf: Es gibt Anhaltspunkte von einem SR, dass Aromatherapie einen positiven Einfluss auf den Schlaf hat

  • Obstipation: es gibt einen Anhaltspunkt von einem kleinen RCT, dass eine Aromatherapie-Massage bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Krebsleiden einen positiven Effekt auf die Obstipation hat

  • Mundschleimhautentzündung: Es gibt einen Anhaltspunkt aus einem kleinen RCT, dass eine Mundspülung mit Matricaria recutita und Mentha piperita die Mundschleimhautentzündung bei allogener Stammzelltransplantation mindern können und dass eine Mundspülung mit Manuka- und Kanukaöl die Mundschleimhautentzündung bei der Radiotherapie-induzierten Mukositis mindern können

  • Xerostomie: Es gibt einen Anhaltspunkt (1 RCT) für geringere Speicheldrüsenschäden unter Anwendung einer Inhalations-Aromatherapie

Für folgende Zielparameter lassen die widersprüchlichen Ergebnisse der Aromatherapie-Massage keine Schlussfolgerung zur Wirksamkeit zu:

  • Fatigue (2 SR)

  • Übelkeit und Erbrechen (1 SR)

  • Schmerz: (3 SR)

  • Lebensqualität (2 SR)

Eine weitergehende Darstellung findet sich in der Monografie zur Aromatherapie, die auf Onkopedia und in englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer verfügbar ist

Aussagen in Leitlinien

Die AWMF Leitlinie zur Komplementärmedizin bei onkologischen Patient*innen (2021) gibt keine Empfehlung für oder gegen Aromatherapie, die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2020) erwähnt Aromatherapie nicht.

Sicherheit

Ätherische Öle können allergische Reaktionen hervorrufen. Bei gelegentlicher therapeutischer Anwendung von ätherischen Ölen ist nicht mit systemischen Wirkungen zu rechnen. Bei Aromatherapie-Massagen können Hautreizungen auftreten, die auch durch das Trägermittel verursacht sind.

In der onkologischen Versorgung tauchte zudem die Frage auf, beim Einsatz von Grapefruitöl und Johanniskrautextrakt als Aromatherapie Wechselwirkungen mit Dabrafinib und Trametinib zu erwarten sind.
Der überwiegende Teil der hochkonzentrierten Pflanzenessenzen machen in der Regel Terpenverbindungen aus, die für das Wechselwirkungspotenzial der Pflanze meistens keine Rolle spielen. Zudem werden die ätherischen Öle zumeist noch mit einem Basisöl und ggf. weiteren Aromaölen gemischt. Daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass durch eine Aromatherapie relevante Plasmaspiegel von Hyperforin aus Johanniskraut oder des Flavonoids Bergamottin aus Grapefruit erreicht werden, die zu pharmakokinetischen Arzneimittelwechselwirkungen führen. Allerdings gibt es auch ätherische Öle z.B. Lavendelöl, die als pflanzliche Arzneimittel zugelassen sind. Für diese Präparate muss das Wechselwirkungspotenzial unter anderen Kriterien bewertet werden.

Literatur

Die entsprechenden Literatureinträge finden sich auf dem Leitlinienportal Onkopedia.