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Akupunktur

Hintergrund

Akupunktur bezeichnet den Einsatz feiner Nadeln an bestimmten Körperpunkten (Akupunkturpunkten) zur Prävention bzw. Therapie von Erkrankungen oder zur Erhaltung der Gesundheit. Der Begriff „Akupunktur" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „mit einer Nadel stechen" (von Acus „Nadel" und pungere „stechen"). Die Akupunktur wird normalerweise mit feinen, festen Nadeln ausgeführt, doch es existieren auch viele andere Behandlungsvarianten. So können die Akupunkturpunkte beispielsweise mit Hilfe von elektrischem Strom mit oder ohne Nadeln (Elektroakupunktur), durch Druck (Akupressur) mit Metallstiften oder Fingerdruck, durch Hitze (Moxibustion) oder mit Laserlicht (Laserakupunktur) stimuliert werden. Die nadelfreien Methoden werden nicht immer als Akupunktur eingestuft.Wirksamkeit.

Akupunktur ist oft Teil einer komplexen Intervention, die auch Kräutermischungen, Moxibustion (Verbrennen von Kräutern) sowie Empfehlungen zur Ernährung und Lebensweise beinhaltet.

Der TCM zufolge ist die Akupunktur zur Behandlung der meisten Symptome und Krankheiten geeignet. Die modernen westlichen Konzepte konzentrieren sich dagegen auf die Behandlung von Symptomen, bei denen eine Beeinflussung über Neurotransmitter wahrscheinlich ist, wie z.B. muskuloskelettalen Schmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen.

Trotz erheblicher Bemühungen um einen physiologischen oder histologischen Nachweis für die Wirkmechanismen, die im Rahmen der TCM-Akupunktur postuliert werden, wie Qi, Meridiane oder bestimmte Akupunkturpunkte, ist es bisher nicht gelungen, schlüssige Beweise zu finden. Neurophysiologische Erklärungsmodelle wurden zur Wirkungsweise der Akupunktur bei Schmerzen entwickelt, z.B. Gate-Control-Mechanismen und Wirkungen auf Transmitter wie Endorphine .

Nach Auskunft der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) kostet eine Akupunkturbehandlung je nach Behandlungsdauer und - aufwand etwa 30 bis 70 € pro Sitzung. In einigen Fällen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten teilweise oder sogar ganz.

Eine Behandlungsreihe umfasst normalerweise 5–20 Sitzungen.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Schmerzen. Die Evidenz aus klinischen Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur bei der Behandlung von Schmerzen ist widersprüchlich. Zwar fanden viele Studien positive Ergebnisse doch wiesen die meisten ein hohes Verzerrungsrisiko auf.

  • Fatigue: Es gibt Evidenz aus klinischen Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur bei Fatigue, aber sie ist aufgrund der wenigen klinischen Studien mit z.T. geringer Aussagekraft noch schwach.

  • Hitzewallungen: Die Evidenz aus klinischen Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur bei der Behandlung von Hitzewallungen bei Frauen mit Mammakarzinom ist widersprüchlich. Einige Studien geben Anhaltspunkte, dass durch Akupunktur die Häufigkeit von Hitzewallungen und deren Ausprägung vermindert werden könnten, andere fanden keine positiven Wirkungen.

  • Atemnot: Die Evidenz aus klinischen Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur bei der Behandlung der Dyspnoe sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht ermutigend.

Dies ist aus dem Abstrakt den Monografien zu Akupunktur, in der sich eine genaue Darstellung und Bewertung der Ergebnisse der ausgewerteten Studien und Übersichtsarbeiten findet. Sie ist in deutscher Sprache auf dem Leitlinienportal Onkopedia englischer Sprache auf dem Portal von CAM-Cancer verfügbar.

Aussagen in Leitlinien

Nach der S3-Leitlinie Komplementärmedizin bei onkogischen Patient*innen (2021) kann Akupunktur bei Hitzewallungen und Übelkeit/Erbrechen, Fatigue sowie Schmerzen durch CIPN, bei Schlafstörungen, Xerostomie, Obstipation, zur Verbesserung der Lebensqualität sowie bei Depression im Rahmen der onkologischen Therapie erwogen werden, "sollte" bei Gelenkschmerzen unter Aromataseinhibitoren und gegen Tumorschmerzen empfohlen werden


Laut S3-Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2020) kann Akupunktur bei der radiogenen Xerostomie eingesetzt werden. Für die Chemotherapie-induzierte Nervenschädigung wird aufgrund nicht ausreichender Daten keine Empfehlung ausgesprochen

Sicherheit

Bei circa 8–10 % aller Patienten verursacht die Akupunktur leichte vorübergehende unerwünschte Wirkungen wie Schmerzen, Hämatome oder Blutungen an der Einstichstelle. Darüber hinaus sind in sehr seltenen Fällen Komplikationen wie Pneumothorax, Herztamponade oder Infektionen bekannt. Das Risiko der Übertragung von Krankheiten, wie bspw. Hepatitis B wird durch die Verwendung von sterilen Einwegnadeln. Es wurden zwar Todesfälle nach Akupunkturbehandlungen berichtet, Kausalzusammenhänge wurden bei den meisten dieser Berichte nicht bestätigt . .

Die Kontraindikationen werden von den Fachgesellschaften für Akupunktur unterschiedlich definiert, vor allem in Bezug auf die Schwangerschaft. Blutgerinnungsstörungen und Antikoagulanzientherapie, Ödeme, Epilepsie, Schwangerschaft und Nadelphobie finden sich in Empfehlungen als relative oder in einigen Fällen auch absolute Kontraindikationen. Einige auf ‚Meridianen‘ lokalisierte Punkte gelten unter Fachleuten als „verboten" und sollten nicht genadelt werden.

Es sind keine Wechselwirkungen bekannt, außer für die Elektroakupunktur, die sich durch den elektrischen Strom auf Herzschrittmacher störend auswirken könnte und die auch bei Epilepsie mit Vorsicht anzuwenden ist Coyle.

Streng aseptische Kautelen und die Verwendung von sterilen Einwegnadeln sind obligat, um Infektionen zu vermeiden. Manche Patienten können während der Akupunkturbehandlung ohnmächtig werden und sollten daher im Liegen behandelt werden.

Literatur

  • Die entsprechenden Literatureinträge und weiterüfhrende Informationen finden Sie auf dem Leitlinienportal Onkopedia