
Beschreibung
Bei einer Krebserkrankung können je nach Krebsart und damit einhergehender Behandlung sexuelle Beeinträchtigungen (sexuelle Dysfunktion) entstehen. Insbesondere bei einer Erkrankung der Geschlechtsorgane können Funktionsstörungen (z.B. Erektionsstörungen bei Prostatakrebs, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr nach Operationen bei Gebärmutterkrebs) auftreten.
Zudem können operative Eingriffe, wie die teilweise oder vollständige Entfernung der Prostata bei Männern oder der Brust bei Frauen das Selbstwertgefühl und die Identität als Mann oder Frau negativ beeinflussen. Das sexuelle Verlangen kann abnehmen. Wie Betroffene damit umgehen, ist sehr unterschiedlich.
Aber vielen fällt es schwer, Sexualität offen und unbefangen zu erleben. Daher können Sexualstörungen die Lebensqualität und auch die Beziehung zur Partnerin oder zum Partner erheblich beeinträchtigen.
Weitere Informationen dazu sind in der Patientenleitlinie zur Psychoonkologie (2016) zu finden.
Behandlung
Zunächst ist es wichtig abzuklären, ob organische Ursachen für die Störungen verantwortlich sind und diese dementsprechend zu behandeln. So wird in die Therapie eines Prostatakarzinoms z.B. häufig eine spezialisierte Rehabilitation integriert, bei welcher bspw. ein physiotherapeutisches Schwellkörpertraining zur Behandlung der Erektionsstörung eingesetzt wird. Auch Medikamente finden Anwendung zur Linderung der Beschwerden bei sexuellen Beeinträchtigungen.
Zudem empfiehlt die Leitlinie zur Psychoonkologie (2014), dass Betroffenen eine Sexualberatung, psychosoziale Beratung und zusätzlich psychotherapeutische Einzel- oder Gruppeninterventionen angeboten werden sollten.
Sexuelle Beeinträchtigungen können die Lebensqualität und die Partnerschaft stark belasten. Daher ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten Beschwerden und Probleme möglichst unbefangen und offen mit der Partnerin oder dem Partner, aber auch mit dem Behandlungsteam besprechen.
Therapieverfahren der integrativen Onkologie
Zur Behandlung einer Sexualstörung können Verfahren aus der integrativen Onkologie, z.B. traditionelle Behandlungsverfahren oder pflanzliche Heilmittel ergänzend eingesetzt werden. Zu einigen gibt es Ergebnisse aus klinischen Studien, zu anderen fundierte fachliche Erfahrung aus der Behandlungspraxis.
In klinischen Studien untersuchte Verfahren
L-Carnitin kann, zusammen mit der Standardbehandlung (Phosphodiesterase-5-Hemmer) helfen, sexuelle Beeinträchtigungen (sexuelle Dysfunktion) bei Patienten nach einer Prostataentfernung zu verbessern. Hierzu gibt es einen Anhaltspunkt aus einer klinischen Studie. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) und die Leitlinie zur klinischen Ernährung (2015) erwähnen L-Carnitin in diesem Zusammenhang jedoch nicht.
Im Rahmen einer Krebserkrankung und deren Behandlung können bei Männern und Frauen durch emotionalen Stress, veränderte Stoffwechselprozesse oder durch ein verändertes Körperbild (z.B. infolge einer Operation) sexuelle Probleme und Beeinträchtigungen auftreten.
L-Carnitin regt den Stoffwechsel an und beeinflusst so z.B. die Wirkung von Medikamenten, die zur Behandlung von sexueller Dysfunktion beim Mann eingesetzt werden, positiv.
Es ist ein nicht essenzieller Nährstoff, der sowohl im menschlichen Körper gebildet als auch über die Nahrung aufgenommen wird. L- Carnitin spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und bei Entzündungsprozessen.
In seltenen Fällen können bei der Einnahme unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Schlaflosigkeit, Erbrechen oder leichte Magen-Darm-Verstimmungen auftreten. Zudem werden mögliche Wechselwirkungen mit Schilddrüsenmedikamenten beschrieben.
Patientinnen und Patienten können Präparate mit L-Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien und Apotheken kaufen. Vor Beginn der Einnahme sollte Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden
Weiterführende Informationen finden Sie hier: L-Carnitin
Weitere Informationen
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Hochwertiges Präparat finden
In der EU ist es erlaubt, L-Carnitin (sowie ALC und PLC) Lebensmitteln zuzugeben, die zur besonderen Ernährung (z. B. Sportlernahrung) oder als Nahrungsergänzungsmittel geeignet sind.
Wenn Sie L-Carnitin anwenden, sollten Sie ein Produkt mit möglichst reinem und hochwertigem L-Carnitin auswählen. Bei der Suche nach einem hochwertigen Präparat sollten Sie Ihre behandelnde Ärztin bzw. Ihren behandelnden Arzt um Rat fragen, gegebenenfalls auch eine Apothekerin bzw. einen Apotheker.
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Kosten
Die Kosten für eine L-Carnitin-Nahrungsergänzung von guter Qualität belaufen sich auf etwa 0,30 € je 1000 mg. Es gibt jedoch keine allgemein gültigen Empfehlungen zur Dosierung und zur Dauer der Behandlung, weil es sich bei L-Carnitin um ein Nahrungsergänzungsmittel handelt. Daher ist es nicht möglich, die Gesamtkosten anzugeben. Die Dosierung sollten Sie immer mit Ihrer behandelden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt absprechen.
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Fragen
Fragen, die Sie Ihrem Arzt oder Apotheker zur Einnahme von L-Carnitin stellen können:
Kann mir die zusätzliche Einnahme von L-Carnitin-Präparaten schaden?
Liegen bei mir Kontraindikationen vor, die eine zusätzliche Einnahme von L-Carnitin nicht empfehlenswert machen?
Sind positive Effekte durch die zusätzliche Einnahme von L-Carnitin bei mir wahrscheinlich?
Können Sie bestimmte Präparate empfehlen? Warum?
Muss ich bei der zusätzlichen Einnahme von L-Carnitin etwas in Bezug auf die Medikamente und Therapien, die ich sonst noch anwende, beachten?
Wie ist das Präparat einzunehmen? Was ist dabei zu beachten?
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Video
L-Carnitin ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das vor allem gegen Müdigkeit und Erschöpfung (vgl. Symptome der Fatigue) helfen soll. L-Carnitin wurde über lange Zeit eine Verringerung von Nervenschädigungen zugeschrieben, die durch Chemotherapie verursacht werden können.
Die aktuelle Studienlage zeigt allerdings, dass die Zugabe von hochdosiertem L-Carnitin die Nebenwirkungen einer Chemotherapie erst verstärken kann anstatt sie zu verringern.
Diese Ergebnisse zeigen, dass auch vermeintlich ungefährliche Ergänzungsstoffe unerwünschte Effekte erzielen können.
Um diese Effekte festzustellen und zu untersuchen, welche weiteren Wirkungen L-Carnitin und andere Therapieoptionen haben, ist weiterhin gute klinische Forschung in der Krebstherapie notwendig.Dr. med. Horneber (Onkologe und Hämatologe, sowie Sprecher des Kompetenznetzes KOKON) verweist auf die unterschiedlichen, teilweise negativen Auswirkungen der Einnahme von L-Carnitin während einer Chemotherapie. (02:59 Min.)
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Verfahren aus der Behandlungspraxis
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Praktische Tipps und Informationen zum Weiterlesen
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