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Neurofeedback

Hintergrund

Neurofeedback ist ein EEG-basiertes Verfahren, bei dem die Patient*innen versuchen ihre abgeleiteten Gehirnströme zu beeinflussen. Typischerweise ist dies in ein einfaches Computerspiel eingebettet mit einem Belohnungssystem bei Erreichen der gewünschten Gehirnstromaktivität. Die Ableitung der Gehirnströme erfolgt über Hirnregionen, die typsicherweise bei der Verarbeitung der zu beeinflussenden Empfindung z.B. Schmerzen, aktiv sind. Ziel ist es das Schmerzsignal durch dieses Verfahren anders zu interpretieren.

Therapeuten, die Neurofeedback Verfahren anwenden sind einfach auffindbar z.B. unter der Seite der „Deutschen Gesellschaft für Biofeedback e.V."

Der finanzielle Aufwand ist hoch. Eine Erstattung durch die Krankenkasse ist nicht üblich. Eine Sitzung kostet zwischen 80 und 140€. Es besteht ein mäßiger zeitlicher Aufwand. In der Studie zur Behandlung der Chemotherapie induzierten peripheren Neuropathie wurden 20 Sitzungen (2mal pro Woche über 10 Wochen) durchgeführt.

Wirksamkeit

Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN):

    • es gibt einen Hinweis für eine Wirksamkeit von Neurofeedback bei der Behandlung der Taxan- und Platin-induzierten Neuropathie (Prinsloo 2017).
      In der Studie von Prinsloo et al. (2017) waren Patienten (n=62) mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen (73% Mammakarzinom) eingeschlossen, die unter einer chronischen schmerzhaften (VAS >3 von 10) oder beeinträchtigenden CIPN litten, welche Taxan, Platinderivat oder Kombination aus Platinderivat und Taxan induziert war. Eine Gruppe erhielt über 10 Wochen insgesamt 20 Sitzungen eines EEG basierten Neurofeedback-Verfahrens, während die Kontrollgruppe keine Intervention erhielt und erst nach Beendigung der Studie dieses Verfahren erhielt (Wartelisten-Kontrolle). Gemessen wurden Schmerzen (primärer und sekundärer Endpunkt) sowie Taubheit, Kribbeln und weitere neuropathische Sensationen (sekundärer Endpunkt) mittels Patienten erhobenen Fragebögen (BPI-SF und PQAS) zu Studieneintritt und nach 20 NFB-Sitzungen. Schmerzen und alle gemessenen neuropathische Sensationen waren nach 20 NFB-Sitzungen signifikant geringer als in der Kontrollgruppe.

    • Es konnten keine Studien gefunden werden, die Neurofeedback zur Prophylaxe der CIPN untersuchten.

Aussagen in Leitlinien

Die Leitlinien der AWMF "Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen" (2024) und "Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen" (2025) haben Neurofeedback bisher nicht bewertet.

Sicherheit

Nebenwirkungen durch die EEG-Aufzeichnung und das Neurofeedbackverfahren sind nicht zu erwarten.

Literatur

Marzbani H, Marateb HR, Mansourian M. Neurofeedback: A Comprehensive Review on System Design, Methodology and Clinical Applications. Basic Clin Neurosci. 2016 Apr;7(2):143-58.

Hershman DL, Lacchetti C, Dworkin RH, Lavoie Smith EM, Bleeker J, Cavaletti G, et al. Prevention and management of chemotherapy-induced peripheral neuropathy in survivors of adult cancers: American Society of Clinical Oncology clinical practice guideline. J Clin Oncol. 2014 Jun 20;32(18):1941-67.

Prinsloo S, Novy D, Driver L, Lyle R, Ramondetta L, Eng C, et al. Randomized controlled trial of neurofeedback on chemotherapy-induced peripheral neuropathy: A pilot study. Cancer. 2017 Jun 1;123(11):1989-1997.