Hintergrund
Ingwer wird bereits seit mehreren Jahrtausenden als Gewürz- und Heilpflanze genutzt. Bereits der, aus Kleinasien stammenden, Arzt und Pharmakologe Pedanius Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.) beschrieb u.a. die „Verdauung befördernde Kraft" des Ingwers. Die Heilpflanze ist integraler Bestandteil vieler traditioneller Medizinsysteme wie z.B. TCM und Ayurveda.Das Ingwerrhizom weist eine Vielzahl von Wirkstoffen wie z.B. Shogaole, Gingerole, Vanillylaceton und Paradole auf [1]. Abdel-Aziz et al. untersuchten in einer präklinischen Studie, der anti-emetischen Wirkungsweise des Ingwerrhizoms (Zingiber officinale), zu Grunde liegende Wirkmechanismen. Es zeigte sich, dass die mittels Hexan isolierten Wirkstoffe 6-,8-,10-Gingerol und 6-Shogoal, den 5-HT3-Rezeptor-vermittelten Einstrom von [14C]Guanidinium, in N1E-115-Zellen, inhibierten. Eine Kombination aus Tropisetron (5-HT3-Rezeptorantagonist) und 6-Shoagoal zeigte synergistische Effekte hinsichtlich der Inhibierung der Rezeptoraktivität. In einer weiteren Versuchsreihe wurde Ileum aus einem Meerschweinchen isoliert und anschließend mit SR57227A (Konzentration: 10 μM) behandelt, um Kontraktionen der glatten Muskulatur zu induzieren. Es konnte festgestellt werden, dass die anschließende Applikation der Wirkstoffe: 6-,8-, 10-Gingerol und 6-Shogoal zu einer Inhibition der, SR57227A-induzierten, Kontraktion führte (Dosis-Wirkungs-Beziehung). Im Gegensatz zum konventionellen 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten Topisetron waren die Wirkstoffe 6-,8-, 10-Gingerol und 6-Shogoal nicht in der Lage einen radiomarkierten, selektiven 5-HT3-Antagonisten aus der Bindungsdomäne des Rezeptors zu verdrängen. Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass die anti-emetische Wirkung von 6-, 8-, 10-Gingerol und 6-Shogoal wahrscheinlich auf einer Modulation der Bindungsdomäne des 5-HT3-Rezeptors beruht. Dies erscheint den Forschern am plausibelsten, da für andere Liganden-gesteuerte Ionenkanäle wie z.B. dem GABA-Rezeptor entsprechende modulative Untereinheiten belegt sind [2].
Wirksamkeit
Zum Einsatz in der onkologischen Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:
Ingwer zur Prophylaxe der akuten CINV, verzögerten CINV und antizipatorischen CINV: Insgesamt sind die Studienergebnisse widersprüchlich, so dass keine Aussage zur Wirksamkeit von Ingwer für diese Indikationen getroffen werden kann. Es wurden hierzu folgende Studien ausgewertet:
Zur akuten CINV
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Marx et al. (2017) erhielten 51 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren, eine nicht weiter beschriebene hoch oder moderat emetogene Chemotherapie. Neben einer nicht weiter differenzierten aber standardisierten antiemetischen Prophylaxe erhielt die Interventionsgruppe: 1,2g/Tag Ingwer Extrakt mit 5% Gingerol; Beginn 1 Tag vor Chemotherapie für 5 Tage pro Zyklus. Gemessen wurde neben Inzidenz und Schwere der akuten, verzögerten und antizipatroischen CINV auch allgemeine sowie Übelkeit assoziierte Lebensqualität des Weiteren auch Fatigue jeweils mittels verschiedener Fragebögen (siehe Tabelle). Nach drei Kursen Chemotherapie bestand kein signifikanter Unterschied in Bezug auf Schwere und Häufigkeit der akuten, verzögerten und antizipatorischen CINV. Während sich nach dem ersten Kurs Chemotherapie eine grenzwertig signifikant höhere Lebensqualität in Bezug auf CINV abzeichnete, war dies nach weiteren Chemotherapiezyklen nicht mehr nachweisbar.
In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden, dreiarmigen Studie von Zick et al. (2009) erhielten 162 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren entweder eine hoch, moderat oder gering emetogene nicht weiter aufgeführte Chemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und/oder NK-1 Antagonisten erhielt die Interventionsgruppe: 1g (Gruppe 1) oder 2g (Gruppe 2) Ingwer Pulver pro Tag; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage. Akute und verzögerte CINV erfasst durch einen Fragebogen (siehe Anhang) waren ohne signifikanten Unterschied zwischen den drei Gruppen. In der Ingwer Gruppe mit 2g pro Tag war die Schwere der verzögerten Übelkeit signifikant stärker als in der Ingwer 1g/Tag und Placebo Gruppe. Zudem waren in beiden Ingwer Gruppen die verzögerte CIN stärker bei gleichzeitiger Einnahme von Aprepitant.
In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden Phase II/III Studie von Ryan (2012) erhielten 576 überwiegend weibliche Patienten eine nicht weiter beschriebene Chemotherapie bei unterschiedlichen Tumoren. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe einen gereinigten Flüssigextrakt aus der Ingwerwurzel in ansteigenden Dosen von 0,5g bis 1,5g pro Tag; Beginn 3 Tage vor Chemotherapie für 6 Tage jeweils für 2 Zyklen. Akute CIN gemessen mittels Fragebögen (siehe Tabelle), konnte im Ingwer Arm signifikant besser reduziert werden, während verzögertes CINV sowie Lebensqualität gemessen mittels Fragebögen (siehe Anhang), ohne signifikanten Unterschied blieben.
In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden Studie mit Crossover von Fahimi et al. (2010) erhielten 50 Patienten überwiegend mit Bronchialkarzinom eine Cisplatin basierte Kombinationschemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Hydrocortison erhielt die Interventionsgruppe freiverkäufliches Ingwerpulver (Zintoma®) 1g/Tag; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage pro Zyklus mit Crossover im zweiten Zyklus. Akute und verzögerte CINV, erfasst durch einen Fragebogen (siehe Tabelle), waren ohne signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.
In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden Studie mit Crossover von Manusirivithaya et al. (2004) erhielten 48 Patientinnen mit Ovar oder Zervix Karzinom eine Cisplatin basierte Kombinationschemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit Metoclopramid (hochdosiert mit 200mg/Tag), Lorazepam und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: Ingwer Pulver 1g pro Tag; am Tag der Chemotherapie mit Crossover im zweiten Zyklus. Akute CINV gemessen mittels visueller Analogskala (für Nausea) bzw. einfaches Zählen der Episoden (für Vomitus), war in beiden Gruppen ohne signifikanten Unterschied.
In der randomisierten, nicht verblindeten, nicht Placebo-kontrollierten Studie von Panahi et al. (2012) erhielten 78 Patientinnen mit einem Mammakarzinom eine Chemotherapie mit Docetaxel, Epirubicin, Cyclophosphamid als Kombination oder nur einzelne Komponente. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: 1,5g/Tag Ingwer Pulver; Beginn am Tag der Chemotherapie für 4 Tage pro Zyklus. Mittels eines Fragebogens (siehe Anhang) wurden Inzidenz und Schwere der akuten und verzögerten CINV gemessen. Während für die Inzidenz der akuten CIN eine (grenzwertig) signifikante Verminderung festgestellt werden konnte, waren für die Schwere der akuten CIN, die akute CIV wie auch für verzögerte CINV kein signifikanter Unterschied nachweisbar.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie mit Crossover von Thamlikikul et al. (2017) erhielten 34 Patientinnen mit einem Mammakarzinom in neo-, adjuvanter oder palliativer Intention Cyclophosphamid und Adriamycin. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: Ingwer Pulver 1g/Tag; Beginn am Tag der Chemotherapie für 5 Tage mit Crossover im zweiten Kurs. Inzidenz und Schwere der akuten und verzögerten CINV, gemessen mittels visueller Analogskala (für Nausea) bzw. einfaches Zählen der Episoden (für Vomitus), waren in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.
In der randomisierten, nicht Placebo-kontrollierten, nicht verblindeten Studie von Arslan et al. (2015) erhielten Brustkrebs Patientinnen eine adjuvante Kombinationschemotherapie überwiegend Cyclophosphamid und Doxorubicin. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit unter anderem NK1-Anatgonisten, 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: 1g pro Tag Ingwer Pulver; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage. Akute und verzögerte CIN, gemessen mittels visueller Analogskala, war in der Ingwer Gruppe in der Schwere signifikant geringer und verzögertes CIV, gemessen mittels einfachen Zählens der Episoden, war in der Ingwer Gruppe signifikant seltener.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie von Yekta et al. (2012) erhielten Frauen mit einem Mammakarzinom, eine nicht weiter beschriebene hoch oder medium emetogene Chemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: freiverkäufliches Ingwerpulver (Zintoma®) 1g/Tag; Beginn 3 Tage vor Chemotherapie für 6 Tage pro Zyklus. Akutes, verzögertes und antizipatroisches Erbrechen, gemessen durch einfaches Zählen der Episoden, waren signifikant seltener in der Ingwer Gruppe. CIN wurde in dieser Studie nicht untersucht.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie von Pillai et al. (2011) erhielten teils pädiatrische Patienten (Alter: 8 bis 21 Jahre) mit Osteosarkom eine Kombinationschemotherapie mit Doxorubicin und Cisplatin. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe Ingwer: In Abhängigkeit vom Körpergewicht 1 bis 2g/Tag Ingwer Pulver; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage pro Zyklus. Inzidenz und Schwere der akuten und verzögerten CINV, gemessen mittels visueller Analogskala (für Nausea) bzw. einfaches Zählen der Episoden (für Vomitus), waren in der Ingwer Gruppe signifikant geringer.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Marx et al. (2017) erhielten 51 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren, eine nicht weiter beschriebene hoch oder moderat emetogene Chemotherapie. Neben einer nicht weiter differenzierten aber standardisierten antiemetischen Prophylaxe erhielt die Interventionsgruppe: 1,2g/Tag Ingwer Extrakt mit 5% Gingerol; Beginn 1 Tag vor Chemotherapie für 5 Tage pro Zyklus. Gemessen wurde neben Inzidenz und Schwere der akuten, verzögerten und antizipatroischen CINV auch allgemeine sowie Übelkeit assoziierte Lebensqualität des Weiteren auch Fatigue jeweils mittels verschiedener Fragebögen (siehe Tabelle). Nach drei Kursen Chemotherapie bestand kein signifikanter Unterschied in Bezug auf Schwere und Häufigkeit der akuten, verzögerten und antizipatorischen CINV. Während sich nach dem ersten Kurs Chemotherapie eine grenzwertig signifikant höhere Lebensqualität in Bezug auf CINV abzeichnete, war dies nach weiteren Chemotherapiezyklen nicht mehr nachweisbar.
Zur verzögerten CINV:In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden, dreiarmigen Studie von Zick et al. (2009) erhielten 162 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren entweder eine hoch, moderat oder gering emetogene nicht weiter aufgeführte Chemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und/oder NK-1 Antagonisten erhielt die Interventionsgruppe: 1g (Gruppe 1) oder 2g (Gruppe 2) Ingwer Pulver pro Tag; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage. Akute und verzögerte CINV erfasst durch einen Fragebogen (siehe Anhang) waren ohne signifikanten Unterschied zwischen den drei Gruppen. In der Ingwer Gruppe mit 2g pro Tag war die Schwere der verzögerten Übelkeit signifikant stärker als in der Ingwer 1g/Tag und Placebo Gruppe. Zudem waren in beiden Ingwer Gruppen die verzögerte CIN stärker bei gleichzeitiger Einnahme von Aprepitant.
In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden Phase II/III Studie von Ryan et al. (2012) erhielten 576 überwiegend weibliche Patienten eine nicht weiter beschriebene Chemotherapie bei unterschiedlichen Tumoren. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe einen gereinigten Flüssigextrakt aus der Ingwerwurzel in ansteigenden Dosen von 0,5g bis 1,5g pro Tag; Beginn 3 Tage vor Chemotherapie für 6 Tage jeweils für 2 Zyklen. Akute CIN gemessen mittels Fragebögen (siehe Anhang), konnte im Ingwer Arm signifikant besser reduziert werden, während verzögertes CINV sowie Lebensqualität gemessen mittels Fragebögen (siehe Tabelle), ohne signifikanten Unterschied blieben.
In der randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden Studie mit Crossover von Fahimi et al. (2010) erhielten 50 Patienten überwiegend mit Bronchialkarzinom eine Cisplatin basierte Kombinationschemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Hydrocortison erhielt die Interventionsgruppe freiverkäufliches Ingwerpulver (Zintoma®) 1g/Tag; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage pro Zyklus mit Crossover im zweiten Zyklus. Akute und verzögerte CINV, erfasst durch einen Fragebogen (siehe Anhang), waren ohne signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.
In der randomisierten, nicht verblindeten, nicht Placebo kontrollierten Studie von Panahi et al. (2012) erhielten 78 Patientinnen mit einem Mammakarzinom eine Chemotherapie mit Docetaxel, Epirubicin, Cyclophosphamid als Kombination oder nur einzelne Komponente. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: 1,5g/Tag Ingwer Pulver; Beginn am Tag der Chemotherapie für 4 Tage pro Zyklus. Mittels eines Fragebogens (siehe Anhang) wurden Inzidenz und Schwere der akuten und verzögerten CINV gemessen. Während für die Inzidenz der akuten CIN eine (grenzwertig) signifikante Verminderung festgestellt werden konnte, waren für die Schwere der akuten CIN, die akute CIV wie auch für verzögerte CINV kein signifikanter Unterschied nachweisbar.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie mit Crossover von Thamlikitkul et al. (2017) erhielten 34 Patientinnen mit einem Mammakarzinom in neo-, adjuvanter oder palliativer Intention Cyclophosphamid und Adriamycin. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: Ingwer Pulver 1g/Tag; Beginn am Tag der Chemotherapie für 5 Tage mit Crossover im zweiten Kurs. Inzidenz und Schwere der akuten und verzögerten CINV, gemessen mittels visueller Analogskala (für Nausea) bzw. einfaches Zählen der Episoden (für Vomitus), waren in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.
In der randomisierten, nicht Placebo kontrollierten, nicht verblindeten Studie von Arslan et al. (2015) erhielten Brustkrebs Patientinnen eine adjuvante Kombinationschemotherapie überwiegend Cyclophosphamid und Doxorubicin. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit unter anderem NK1-Anatgonisten, 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: 1g pro Tag Ingwer Pulver; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage. Akute und verzögerte CIN, gemessen mittels visueller Analogskala, war in der Ingwer Gruppe in der Schwere signifikant geringer und verzögertes CIV, gemessen mittels einfachen Zählens der Episoden, war in der Ingwer Gruppe signifikant seltener.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Yekta et al. (2012) erhielten Frauen mit einem Mammakarzinom, eine nicht weiter beschriebene hoch oder medium emetogene Chemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: freiverkäufliches Ingwerpulver (Zintoma®) 1g/Tag; Beginn 3 Tage vor Chemotherapie für 6 Tage pro Zyklus. Akutes, verzögertes und antizipatroisches Erbrechen, gemessen durch einfaches Zählen der Episoden, waren signifikant seltener in der Ingwer Gruppe. CIN wurde in dieser Studie nicht untersucht.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Pillai et al. (2011) erhielten teils pädiatrische Patienten (Alter: 8 bis 21 Jahre) mit Osteosarkom eine Kombinationschemotherapie mit Doxorubicin und Cisplatin. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe Ingwer: In Abhängigkeit vom Körpergewicht 1 bis 2g/Tag Ingwer Pulver; Beginn am Tag der Chemotherapie für 3 Tage pro Zyklus. Inzidenz und Schwere der akuten und verzögerten CINV, gemessen mittels visueller Analogskala (für Nausea) bzw. einfaches Zählen der Episoden (für Vomitus), waren in der Ingwer Gruppe signifikant geringer.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Bossi et al. (2017) erhielten 244 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren (überwiegend Bronchialkarzinom und HNO Tumore) eine Cisplatin basierte Kombinationschemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten, NK-1 Antagonisten und Dexamethason (Tag 1 bis 4) erhielt die Interventionsgruppe: standardisierter Ingwer-Extrakt entzogen mittels superkritischem CO2 laut Autoren entsprechend 1g frischer Wurzel pro Tag; Beginn am Tag nach der Chemotherapie bis zum Beginn des nächsten Kurses, pro Kurs stets ohne Einnahme am Tag der Chemotherapie. Inzidenz und Schwere der verzögerten, interzyklus und antizipatorischen CINV, gemessen mittels visueller Analogskala sowie Lebensqualität unter Übelkeit und Fatigue waren in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.
Aus sechs Studien gibt es einen Beleg für die fehlende Wirksamkeit von Ingwer (als Pulver oder Extrakt) zur Prophylaxe der verzögerten CINV (Marx 2017, Fahimi 2010, Bossi 2017, Thamlikitkul 2017, Panahi 2012, Zick 2009, Ryan 2012) während zwei Studien einen Hinweis auf eine Wirksamkeit von Ingwer (als Pulver) zur Prophylaxe der verzögerten CINV bzw. eine Studie einen Hinweis auf eine Wirksamkeit von Ingwer (als Pulver) zur Prophylaxe der verzögerten CIV gibt (Arslan 2015, Pillai 2011, Yekta 2012).
Aus einer Studie gibt es einen Hinweis auf die Zunahme der verzögerten CINV unter 1. hoher Ingwer Dosis (2g Ingwer Pulver pro Tag) sowie 2. Der Kombination aus Ingwer mit Aprepitant unabhängig von der Ingwerdosis (als Pulver) (Zick 2009).
zur antizipatorischen CINV
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Yekta et al. (2012) erhielten Frauen mit einem Mammakarzinom, eine nicht weiter beschriebene hoch oder medium emetogene Chemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten und Dexamethason erhielt die Interventionsgruppe: freiverkäufliches Ingwerpulver (Zintoma®) 1g/Tag; Beginn 3 Tage vor Chemotherapie für 6 Tage pro Zyklus. Akutes, verzögertes und antizipatroisches Erbrechen, gemessen durch einfaches Zählen der Episoden, waren signifikant seltener in der Ingwer Gruppe. CIN wurde in dieser Studie nicht untersucht.
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie von Bossi et al. (2017) erhielten 244 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren (überwiegend Bronchialkarzinom und HNO Tumore) eine Cisplatin basierte Kombinationschemotherapie. Neben einer antiemetischen Prophylaxe mit 5-HT3 Antagonisten, NK-1 Antagonisten und Dexamethason (Tag 1 bis 4) erhielt die Interventionsgruppe: standardisierter Ingwer-Extrakt entzogen mittels superkritischem CO2 laut Autoren entsprechend 1g frischer Wurzel pro Tag; Beginn am Tag nach der Chemotherapie bis zum Beginn des nächsten Kurses, pro Kurs stets ohne Einnahme am Tag der Chemotherapie. Inzidenz und Schwere der verzögerten, interzyklus und antizipatorischen CINV, gemessen mittels visueller Analogskala sowie Lebensqualität unter Übelkeit und Fatigue waren in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.
Aus einer Studie gibt es einen Hinweis auf die fehlende Wirksamkeit von Ingwer (Extrakt) zur Prophylaxe der antizipatorischen und der interzyklus CINV (Bossi 2017) während eine Studie einen Hinweis auf die Wirksamkeit von Ingwer (als Pulver) zur Prophylaxe des antizipatorischen Erbrechens (Übelkeit wurde in dieser Studie nicht untersucht) gibt (Yekta 2012).
Aussagen in Leitlinien
Die Leitlinie der AWMF zur Komplementärmedizin (2024) führt zu Ingwer unter „Phytotherapeutika“ und gibt eine "kann"-Empfehlung zum Einsatz von Ingwer zusätzlich zur leitliniengerechten Antiemese bei zytostatika-induzierter Übelkeit/Erbrechen.
Sicherheit
Mukkavilli et al. untersuchten in einer in vitro Studie mögliche Interaktionen zwischen einem Ingwer-Extrakt (Zingiber officinale) und P450 CYP-Enzymen sowie dem MDR1-Transporter. Es konnte festgestellt werden, dass einzelne Wirkstoffe des Ingwerrhizoms, sogenannte Gingerole, potente Inhibitoren von CYP-Enzymen darstellen. Allerdings zeigte sich bei der Untersuchung des vollständigen Ingwer-Extrakts, so hohe Konzentrationswerte für die halbmaximale Hemmung von CYP-Enzymen, dass bei dieser Anwendungsweise nicht von Arzneimittelinteraktionen ausgegangen werden muss [3]. Eine weitere in vitro Studie von Kim et al. untersuchte ein wässrig-alkoholisches Ingwerextrakt auf mögliche Arzneimittelinteraktionen. Es zeigte sich, dass Ingwer eine kompetitive Hemmung des CYP2C19-Enzyms (IC50 3.8 microg/mL) zur Folge hatte [4]. Egashira et al. konnten in einer präklinischen Studie mit Nagetieren zeigen, dass eine Gabe von Ingwersaft die Metabolisierung des Immunsuppressivums Tacrolismus modulierte. Im Vergleich zu einer, lediglich mit Wasser versorgten Kontrollgruppe, zeigte sich bei den Versuchstieren in der Interventionsgruppe eine signifikante (p < 0.05), deutliche Zunahme der AUC [5]. Diese Beobachtung lässt eine Inhibition des CYP3A4-Enzyms vermuten, da dieses u.a. für die Metabolisierung von Tacrolismus verantwortlich ist.
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Bossi P, Cortinovis D, Fatigoni S, Cossu Rocca M, Fabi A, Seminara P, et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled, multicenter study of a ginger extract in the management of chemotherapy-induced nausea and vomiting (CINV) in patients receiving high-dose cisplatin. Ann Oncol. 2017 Oct 1;28(10):2547–2551.
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