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Aloe Vera

Hintergrund

Aloe Vera wurde bereits im alten Ägypten medizinisch verwendet. Erstmals 1536 v.Chr. wurde sie im „Papyrus Ebers" als Mittel zur Wundheilung beschrieben. Das Wort „Aloe" kommt aus dem arabischen und kann mit bitter, glänzende Substanz übersetzt werden. Die Pflanzengattung der Aloen umfasst mehr als 250 verschiedene Aloe Arten und gehört zu den Sukkulenten. Verwendung als Heilpflanze finden vor allem Aloe Vera (Aloe barbadensis, Synonyme u.a. Aloe officinalis, Aloe vulgaris oder Curacao-Aloe) und Aloe ferox (Aloe capensis oder Kap-Aloe).

Eine weiterführende Darstellung von Aloe Vera kann in der evidenzbasierten Monographie „Aloe vera" des CAM Cancer Konsortiums nachgelesen werden.

Unter Aloe Vera Gel versteht man den anthrachinonfreien viskösen Schleim von Heteropolysaccha-riden aus dem parenchymatischen Gewebe des Blattinneren. Als Hauptbestandteil gilt Mannose mit geringeren Mengen an Galactose, Glucose, Arabinose, Xylose und Uronsäuren. Weitere In-haltsstoffe sind u.a. Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Aminosäuren, Enzyme, Polyphenole, Saponine und Salizylsäure. Für Aloe vera Gel sind experimentell u.a. antiphlogistische, antioxidati-ve, wundheilungfördernde, antibakterielle und immunmodulierende Wirkungen beschrieben. Aloe vera Gel hatkeinen Arzneimittelstatus in Deutschland und wird als Nahrungsergänzungsmittel über Reformhäuser, Apotheken und das Internet bezogen.

Zur Anwendung kommen zum einen der Aloe-Extrakt und zum anderen das Aloe Vera Gel. Aloe-haltige Arzneimittel in Deutschland beruhen auf dem Aloe-Extrakt und sind auf die darin enthaltenen Anthrachinone standardisiert. Sie werden vorwiegend als Laxanzien verordnet.

Aloe Vera Gel hat in Deutschland keinen Arzneimittelstatus und wird als Nahrungsergänzungsmittel über Reformhäuser, Apotheken und das Internet bezogen. Eine Selbstanwendung ist möglich. Der finanzielle Aufwand ist gering.

Wirksamkeit

In der aktuellen CAM-Cancer Monographie (2020) sind 4 systematic reviews und 10 randomisierte klinische Studien ausgewertet worden. Die Entsprechende Literatur der zusammengefassten Aussagen finden Sie dort.

Zum Einsatz in der Supportivtherapie gibt es Ergebnisse aus Interventionsstudien zu folgenden Indikationen:

  • Radiogene Mukositis: Es gibt einen Anhaltspunkt dafür, dass ein Aloe vera-haltige Mundspülung eine Wirksamkeit bei der Prophylaxe der radiogenen bzw. durch Radiochemotherapie induzierten Mukositis hat, die der von Benzydamin entspricht

  • Radiogene Dermatitis: Die niedrige Studienqualität und widersprüchliche Ergebnisse in den durchgeführten Studien lassen keine Aussage zur Wirksamkeit von topischem Aloe Vera bei der radiogenen Dermatitis zu

  • Radiogene Proktitis Es gibt einen Anhaltspunkt, dass topisches Aleo Vera die klinischen Zeichen einer radiogenen Proktitis reduzieren kann

  • Zum Einsatz in der Tumortherapie ist lt. CAM-Cancer Monographie (2020) aktuell keine Aussage zur antineoplastischen Wirksamkeit von innerlich angewendetem Aloe Vera möglich

Aussagen in Leitlinien

Die S3-Leitlinie der AWMF zur Komplementärmedizin (2021) und die der Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2020) spricht sich gegen den Einsatz von topischem Aloe Vera bei der radiogenen Dermatitis aus und gibt aufgrund nicht ausreichender Daten keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz bei der radiogenen- Mukositis und Proktitis. Die Leitlinie der MASCC (Lalla 2014) macht zu Aloe vera, auf der Basis der systematischen Übersichtsarbeit von Yarom (2013), folgende Aussage: „Due to inadequate and/or conflicting evidence, no guideline was possible (…)."

Sicherheit

Unerwünschte Wirkungen sind bei topischer Anwendung meist nur gering ausgeprägt und reversibel. So kann es durch Reizung der Darmschleimhaut zu Durchfällen und abdominellen Schmerzen kommen. Allergische Reaktionen sind möglich.

Literatur

Gupta BM, Ahmed KKM, Dhawan SM, Gupta R. Aloe Vera (Medicinal Plant) Research: A Sciento-metric Assessment of Global Publications Output during 2007-16. Pharmacog J. 2018;10(1):1-8.

Nair GR, Naidu GS, Jain S, Nagi R, Makkad RS, Jha A. Clinical Effectiveness of Aloe Vera in the Management of Oral Mucosal Diseases- A Systematic Review. J Clin Diagn Res. 2016 Aug;10(8):ZE01-7

Rostock M, Saller R: Unkonventionelle Medikamente in der Krebstherapie. In: Unger C, Weis J: Onkologie – unkonventionelle und supportive Therapiestrategien. WVG Verlag Stuttgart 2004: 171-175.